Die Feier ihrer Kriegerweihe war in vollem Gang gewesen, als Ka'TharaH, die neue Zantai des Hauses Lao'Koon, wie sie sich jetzt durch ihre bestandene Prüfung und darauf folgende Erhebung in den Kriegerstand endlich nennen durfte, gesehen hatte, wie ein ihr fremder Klingone aufgeregt heran gekommen war und damit begonnen hatte auf ihren Vater einzureden, der gemeinsam mit Dara'Jan von Tron'Jenar an einem der Stände gestanden hatte, die selbstgemachte Schmuckstücke feilboten. Die kleine Prinzessin der Fürstenfamilie hatte ihr gemeinsam mit dem alten Mogh'Tar, dem Onkel des Epetais, ihre Aufwartung auf diesem Fest gemacht, was eine große Ehre für ein so kleines und wenig angesehenes Haus wie Lao'Koon darstellte. Das war Ka'TharaH bewusst gewesen und doch hatte es sie weit weniger erfreut, als es vielleicht angebracht gewesen wäre. Sie hatte ein sehr gemischtes Verhältnis zum Haus Tron'Jenar und würde es wohl auch immer haben, wissend, dass dieses Haus die Lebensader war, die ihren Vater und sie selbst - und damit das gesamte Haus Lao'Koon, das nur aus ihnen beiden bestand - speiste und dass es schon reichlich Gelegenheit gehabt hätte, ihren Vater endgültig zu töten und immer darauf verzichtet hatte, was sie dazu brachte, ihnen loyal zu sein. Doch es wäre gelogen gewesen zu behaupten, dass sie die Mitglieder der Fürstenfamilie sonderlich leiden konnte.
Als sie zu dem aufgeregten Mann und ihrem Vater herangetreten war, hatte sie gerade noch hören können, worum es ging. "Iman'Dra, die Herrin der Feste... sie wurde in SikaCh'Tria gefangen genommen... und ihre Leute auch... ich bin nicht ganz sicher, was dort vor sich geht, aber ich denke, es soll eine Auslieferung an das Empire geben!", hatte der Mann gekeucht und nach einem ängstlichen Ruf Dara'Jans, Iman'Dras Tochter, gen ihres Onkels Mogh'Tar, der daraufhin schnell dazu gestoßen war, hatte man sich um ihn gescharrt und auf ihn eingeredet bis man die ganze Geschichte aus ihm herausbekommen hatte. Es hatte sich heraus gestellt, dass der Mann wohl ein Hufschmied aus der Nähe der Stadt SikaCh'Tria gewesen war, Iman'Dra ein verletztes Pferd hatte zurückbringen wollen und dabei von der Geiselnahme und den Plänen des Präfekten Wind bekommen hatte, woraufhin Mogh'Tar und Rag'Nar, Ka'TharaHs Vater, sofort beschlossen hatten nach SikaCh'Tria aufzubrechen, um die Herrin der Feste zu befreien. Ka'TharaH hatte an diesem Punkt geglaubt, sich zu verhören. Dies war ihr Abend gewesen. Ihre Feier. Ihre große Stunde. Und diese hatte nun vergeudet werden sollen - ausgerechnet an die Rettung Iman'Dras! Doch aller Protest hatte ihr nichts genutzt, ihr Vater war hart geblieben und so ließ sie sich nun mit ihm, Mogh'Tar und 200 Kriegern des Hauses Tron'Jenar vom Flaggschiff, das im Orbit des Planeten lag, in die Stadt beamen, da man Iman'Dra und ihre Leute aufgrund eines Schilds über dem Anwesen des Präfekten weder direkt hatte orten noch heraus beamen können.
Ka'Tharas Laune war auf dem Gefrierpunkt. Iman'Dra war die letzte Person, an deren Rettung ihr irgendetwas lag. Ihretwegen konnte diese Frau im Empire verrotten. Denn wenn es jemanden gab, der ihren Vater im Haus Tron'Jenar noch immer offen anfeindete, so war es sie. Die adoptierte Schwester des Epetai, die sich mit Henry de Valincourt, diesem verrückten Schmied, eingelassen hatte und der seine Geliebte und Ka'TharaHs Vater Rag'Nar von Lao'Koon für seine dubiosen Spielchen missbraucht hatte. Er hatte Rag'Nars Geist vernebelt und ihn mit irgendwelchen Taschenspielertricks dazu gezwungen, Iman'Dra etwas anzutun, was diesem ein Todesurteil durch das Haus Tron'Jenar eingebracht hatte, vor dem er damals geflohen war. Dies hatte dazu geführt, dass Ka'TharaH ohne ihn hatte aufwachsen müssen bis er vor zwei Jahren zurückgekehrt war, von schlechtem Gewissen geplagt, um sich seiner Strafe endlich zu stellen. Zehn Jahre zuvor, kurz vor seinem Tod, hatte Henry de Valincourt die Geschichte allerdings aufgeklärt und dem Epetai die Wahrheit über die einstigen Geschehnisse in einem Anflug von Reue anvertraut, sodass Rag'Nar als unschuldigem Mann die Vollstreckung des Todesurteils erspart geblieben war und sie beide, Vater und Tochter, sich endlich hatten kennen lernen dürfen. Alle hätten glücklich und zufrieden sein können. Doch die Einzige, die diese Geschichte noch immer nicht hinter sich lassen konnte, war Iman'Dra von Tron'Jenar, obwohl diese selbstgerechte Idiotin sich ihren wahren Peiniger Henry selbst ins Bett eingeladen, ihn am Ende noch geheiratet hatte und ihn inzwischen seit mehr als zehn Jahren mit - Ka'TharaHs Meinung nach - vollkommen übertriebener Hingabe betrauerte. Diese Frau war für sie der Inbegriff der Doppelmoral.
Und nun sollte sie ihre erste Nacht als Kriegerin also opfern, um sie vor den Leuten zu retten, die sie zurück ins Empire schicken wollten. Ihr Vater bestand darauf, hatte gesagt, dass Ehre und Pflicht es ihnen gebiete zu helfen. Und dass sie schon sehen würde, dass es ihrer beider Schaden nicht sein würde, wenn sie es wären, die Iman'Dra retteten. Ka'TharaH wusste, dass er recht hatte. Weniger in der Sache mit Pflicht und Ehre, das kümmerte sie gerade reichlich wenig. Aber sie wusste, dass sich das Haus Tron'Jenar, welches eine hohe Familienethik predigte und lebte, erkenntlich zeigen würde, wenn man eines ihrer Hausmitglieder vor Schaden bewahren würde. Ein schmaler Lichtblick, das musste sie zugeben. Aber nicht genug, um ihr ihre Wut und Enttäuschung über den verdorbenen Abend zu nehmen.
In SikaCh'tria angekommen begab sie sich gemeinsam mit ihrem Vater und etwa zwei Dritteln der Krieger, die mit ihnen gekommen waren, zum Haus des Präfekten. Mogh'Tar hatte mit dem Rest einen anderen Weg genommen, um das Umfeld auszukundschaften. Es war sehr still, die Stadt und das Anwesen schienen zu schlafen, als Rag'Nar gegen das Tor pochte und die Wache den Sehschlitz öffnete, um nach draußen zu spähen. Dabei erblickte er nur den unauffällig gekleideten Klingonen, Ka'TharaH und die anderen Krieger hatten sich soweit zurückgezogen, dass sie nicht im unmittelbaren Sichtfeld der Wache waren und lauschten.
"Was willst du?!", schnarrte die Wache. "Ich muss den Präfekten sprechen! Es sei denn, ihr wollt alle sterben...", antwortete Rag'Nar und klang dabei äußerst selbstzufrieden. "Wovon redest du?! Der Präfekt ist heute nicht mehr zu sprechen! Verschwinde!!", herrschte ihn die Wache an, doch ihr Vater lächelte nur. "Oh, ich denke schon... Ich habe den Schmied gesehen, den ihr fortgeschickt habt. Und ich weiß, wohin er gegangen ist. Ich meine, was Ihr hier tut ist mir recht gleichgültig, jedoch ein wenig... Profit für eine Information..." Doch so leicht war die Wache nicht zu überzeugen. "Ich habe keine Ahnung, wovon du redest! Und wenn du nicht sterben willst, dann verschwindest du!", fauchte sie Rag'Nar an, der sein Lächeln weiterhin beibehielt. "Macht auf. Wenn ich meine Nachricht rechtzeitig losbekomme, könnte ihr ihn noch aufhalten und mit der Herrin der Feste tun, was Euch beliebt." Als er die Herrin der Feste erwähnte, schien die Selbstsicherheit der Wache langsam zu schwinden, während ihr offenbar gleichzeitig aufging, dass dieser armselig gekleidete Mann vor ihm irgendwie an sehr geheime Informationen gekommen sein musste. Es war Ka'TharaH nicht ganz klar, warum er nicht auf die Idee kam, dass das hier eine Falle sein könnte, doch scheinbar wurde ihm die Situation allmählich zu heiß. Was auf diesem Gelände geschah war Hochverrat und das wusste jeder Einzelne, der daran beteiligt war. "Ich... habe meine Befehle...", erwiderte die Wache zögerlich und als Rag'Nar merkte, dass er den Krieger bald weichgekocht haben würde, gab er hinter seinem Rücken per Handzeichen einen knappen Befehl und einige ihrer Leute lösten sich leise aus der Gruppe und begannen lautlos die Mauer zu erklimmen, um die dort patrouillierenden Wachen auszuschalten. Der Plan verlangte es, dass einige Dinge gleichzeitig geschahen.
Rag'Nar widmete sich derweil weiter der Wache und zuckte mit den Achseln. "Gut. Dann sterbt Ihr eben. Bald. Wenn der Schmied das Stammhaus erreicht. Ich habe gehört, der Epetai kann recht... einschneidend wirken." Und mit diesen Worten tat er so, als wolle er sich abwenden und schmunzelte im Verborgenen, als er die latent panische Stimme der Wache hinter sich hörte. "Schön! Wartet!", rief diese und entriegelte das Tor.
Was genau in diesem Moment mit Ka'TharaH geschah, würde sie sich in der Zukunft nicht mehr genau erklären können. Der bisher mühsam unterdrückte Frust über den Verlauf dieser Nacht, all ihre Wut schien sich zu ballen und wie eine glühend heiße Stichflamme in ihrem Inneren aufzulodern, als sie die Wache durch das nun offene Tor schutzlos dort stehen sah. Ohne recht zu wissen, warum sie es tat und dabei in Kauf nehmend, dass sie den gesamten Plan ruinierte, griff sie nach ihrem Phaser und schoss auf die Wache, die sofort tot zusammen brach, während sie aus dem Schatten heraus trat. Rag'Nar fuhr herum, mit ungläubig aufgerissenen Augen und einem wütenden Knurren auf den Lippen. "Bei Kahless, bist du verrückt geworden?! Das waren nicht meine Befehle!!", fuhr er seine Tochter an, war in zwei Schritten bei ihr und gab ihr eine Ohrfeige, die ihren Kopf ruckartig zur Seite riss und einen brennenden Schmerz in ihrer Wange hinterließ.
Im selben Moment brach im Hof Tumult aus. Es war viel zu früh gewesen, die Wache zu töten, der Hof war längst noch nicht gesichert gewesen. "Tu das nie wieder!", fauchte Rag'Nar sie an und packte sie hart an den Schultern. Ka'TharaH drehte den Kopf wieder zu ihm und sah ihm in die Augen, ihr Ausdruck war wild und ungezügelt. Dass er es, nachdem er ihr ihr großes Fest verdorben hatte, auf dass sie aufgrund seines schlechten Namens monatelang hart hatte hinarbeiten müssen, um sich das bisschen Ehre zu verdienen, das nötig gewesen war, um die Kriegerweihe überhaupt gestattet zu bekommen, nun auch noch wagte, sie zu schlagen, war zu viel und sie entriss sich ihm und stürmte in den Hof, wo sie, außer sich vor Zorn, mit Phaser und Stichwaffe daran ging, die Krieger zu töten, die ihr in den Weg kamen. Rag'Nar hinter ihr fluchte nur, als er das sah und folgte ihr in die Schlacht.
Das Problem war, dass diese zunehmend größer wurde. Durch den Lärm angelockt kamen immer mehr und mehr Krieger hinzu, Wachen, Nachbarn, Freunde des Präfekten... Da niemand wirklich wusste, was vor sich ging, gingen alle von einem Überfall auf das Anwesen aus und schon bald war der Hof voller Kampfgeschrei, Verletzter und getöteter Krieger. Dennoch waren sie mit mehr als 150 Mann eindeutig in der Überzahl und so war die Schlacht zwar heftig, aber kurz und siegreich und sie stürmten weiter zum Haupthaus, wo sie feststellen musste, dass der Präfekt P'Tojas in dem heillosen Durcheinander geflohen war.
Doch immerhin fanden sie in den Zellen des Anwesens Iman'Dras kompletten Tross. Man hatte die Krieger wohl betäubt, zusammengeschlagen und in die Zellen verfrachtet. Einige waren mehr tot als lebendig, doch sie würden es wohl überstehen. Nur von Iman'Dra selbst fehlte weiterhin jede Spur. War es schon zu spät? Hatte der Austausch mit dem Empire bereits stattgefunden? In die allgemeine Ratlosigkeit hinein, ließ Rag'Nar die Bediensteten P'Tojas' zu sich bringen, um sie zu befragen. Doch bevor er dazu kam, stapfte plötzlich Mogh'Tar in den Raum. "Wir wissen wo sie ist! Und jetzt werden wir sie dort rausholen!"