Beiträge von Dara'Jan von Tron'Jenar

    "Hat da jemand Sehnsucht nach mir? Oder ist irgendwas passiert?"
    Dara'Jan strahlte auf, als das Gesicht ihrer Tante sich tatsächlich gleich auf dem Terminal zeigte. Ein Adrenalinstoß rauschte durch ihr Blut, weil sie sich so sehr freute und gar nicht damit gerechnet hatte, dass sie sie so schnell und leicht zu fassen kriegen würde. Immerhin war es noch nicht ihre übliche Terminalzeit.
    "Tante SoH!", jubelte sie auf, drückte einen Kuss auf ihre Hand und legte die dann ans Terminal. Ihre Augen leuchteten und ihre Wangen waren ganz gerötet vor Freude und Aufregung. "Tante SoH, es ist so viel passiert! Ich muss dir ganz viel erzählen und du musst mir helfen, bitte! Ich kann es nämlich sonst mit niemandem besprechen, weißt du..." Ihre Stimme wurde leiser und wieder nagte sie auf ihrer Unterlippe herum.
    "Weißt du, oben auf der Station, da wohnt ein Mädchen, das ich echt gern hab. Sie ist eine Fhoi Myore, eine von denen, die auf Da'Dana'Han wohnen... das ist ein Planet von denen, die es in dem System gibt, wo SoS und ich neulich mal Urlaub gemacht haben. L'Lal'Loria", erzählte sie. "Aber das weißt du bestimmt." Ihre Tante SoH wusste schließlich alles, sie war ja immer im All unterwegs und kannte ganz sicher alle Sternensysteme längst auswendig.
    "Da hat es mir gut gefallen. Und das Mädchen, das auf der Station wohnt - Adina heißt sie - und ich, wir haben uns schon vorher angefreundet. Und jetzt..." Die Aufregung kam zurück und sie hibbelte auf ihrem Stuhl herum. "Jetzt will sie meine Waffenschwester werden! Eine richtige Waffenschwester! Obwohl ich erst zehn bin! Ich hab Onkel D'Ankwar und SoS gefragt und es war richtig offiziell und sehr aufregend, weil ich nicht wusste, ob ich darf. Onkel D'Ankwar hat gesagt: 'Welchen Wunsch trägst du an die Herrin der Feste heran?'", sprudelte sie hervor und sie verstellte ihre Stimme, sodass sie dunkel klang, während sie ihren Onkel imitierte. "Ich hab noch nie vor SoS als 'Herrin des Feste' gestanden und um was bitten müssen! Und sie hat erklärt, dass eine Waffenbruderschaft mit ganz viel Ehre und Verantwortung zu tun hat und dass das eigentlich erst die machen, die die Kriegerweihe hinter sich haben, aber sie hat auch gesagt, dass ich es selber entscheiden muss. Und da hab ich mich dafür entschieden und jetzt findet bald die Zeremonie statt und SoS und Onkel D'Ankwar und Peredur sollen als Zeugen da sein." Da fiel ihr etwas ein. "Kannst du nicht auch dabei sein? Bitte, bitte, Tante SoH! Es wäre so schön, wenn du dabei wärst!"
    Doch sie wartete die Antwort gar nicht erst ab. Sie war so voller Adrenalin, dass sie einfach immer weiter redete. "Aber weißt du, jetzt hab ich ein bisschen Angst. Ich hab Angst, dass Khi'LeisaH vielleicht böse sein wird, weil sie denkt, dass ich Adina lieber mag als sie, wenn sie meine Waffenschwester wird. Aber das stimmmt überhaupt nicht, Tante SoH!, beteuerte sie eifrig. "Ich hab Khi furchtbar lieb, sie ist sowieso schon wie meine richtige Schwester, gar nicht nur wie meine Kusine! Aber was soll ich denn machen, wenn sie traurig wird oder böse und nicht mehr mit mir reden und spielen will? Ich musste dich erst fragen, ich hab sie heute nicht von der Station abgeholt, weil ich so nervös war. Und SoS und Onkel D'Ankwar haben doch gesagt, dass das alles so eine furchtbar erwachsene Angelegenheit ist. Da kann ich doch jetzt nicht mit sowas kommen..." Nun endlich schwieg sie erst und ließ ihre Tante zu Wort kommen.

    Es war früher Abend und die Sonne sank allmählich tiefer über den Ländereien von Tron'Jenar. Dara'Jan, die genau wusste, was an diesem Tag und um diese Zeit für gewöhnlich an der Tagesordnung war, verknotete nervös ihre Finger ineinander und saugte unschlüssig an ihrer Unterlippe, die sie zuvor fast blutig genagt hatte.
    Eigentlich sollte sie runter gehen zum Transporterraum der Feste und Khi'LeisaH abholen, die um diese Zeit von ihrem Japanischunterricht von der Station zurückkam. Das tat sie immer und für gewöhnlich nutzten sie dann noch die letzten Sonnenstrahlen vor dem Abendessen, um draußen nach ihren Fallen zu sehen, die sie um den Bach herum aufgestellt hatten, um Tiere zu fangen. Doch heute waren viele Dinge passiert und so ungern sie es zugeben wollte - sie fürchtete sich ein wenig, Khi'LeisaH davon zu erzählen.
    Ein Ruck ging schließlich durch sie hindurch. Nein, es hatte keinen Zweck, sie konnte sie heute nicht abholen. Und genauso wenig konnte sie mit ihrer Mutter oder mit Onkel D'Ankwar darüber reden. Sie hatte heute einen Schritt gemacht, den man eigentlich nur Kriegern anerkannte und die beiden würden erwarten, dass sie sich in dieser Sache nun auch wie einer verhielt und nicht mit so kindischen Sorgen herumlief.
    Ihr fiel nur eine Person ein, mit der sie darüber wirklich reden konnte und die ihr bestimmt helfen würde, auch wenn sie eine genauso starke Kriegerin war wie SoS und genauso mächtig wie Onkel D'Ankwar: Ihre Tante SoH'rajan. Sie würde sie anrufen, ihr die ganze Geschichte erzählen und sie um ihren Rat bitten.
    Jetzt, da sie einmal ihren Entschluss gefasst hatte, flog sie förmlich die Stufen hinauf zu den Räumen, die sie zusammen mit ihrer Mutter bewohnte, die glücklicherweise noch nicht hier war. Damit hatte Dara'Jan allerdings auch nicht gerechnet, denn sie kam immer frühestens nach dem Abendessen hierher, was bedeutete, dass ihr Zimmer, in dem das Terminal stand, leer sein würde.
    In dieses schlich sie sich nun hinein, schloss sicherheitshalber sorgfältig die Tür ab, weil sie ihre Ruhe haben wollte und setzte sich auf den großen Schreibtischstuhl. Da sie dieses Prozedere seit Jahren beinahe jeden Abend ausführte, stellte sie problemlos und schnell eine Verbindung zu Tante SoHs Schiff her und wartete, bis sich diese aufgebaut hatte. Es war blöd, dass Tante SoH, die ohne Frage die beste Tante des Universums war, ständig so weit weg arbeiten musste. Aber als oberster Admiral der klingonischen Flotte musste das sein. Dara'Jan wusste das. Und immerhin konnte man sie auf diesem Weg erreichen. Angespannt wartete sie und hoffte, dass ihre Tante Zeit für sie hatte und sich gerade in der Nähe eines Terminals aufhielt.