>>> House of Tron'Jenar <<<
Nachruf für Iman'Dra Tai Tron'Jenar:
Ich weiß, ein Nachruf ist für gewöhnlich die Würdigung einer verstorbenen Person ohne dass der Verfasser oder die Verfasserin dieses Nachrufs sich unbedingt zu erkennen gibt - immerhin soll nicht der Autor, sondern der Verstorbene im Zentrum stehen. Aber ich, Prinzessin Dara'Jan von Tron'Jenar, habe diese Regel mit voller Absicht gebrochen und möchte euch bitten, von meiner Mutter erzählen zu dürfen. Sie ein letztes Mal in Pracht erstrahlen zu lassen für alles, was sie war und für alles, woran ich mich erinnern will in den Jahren meines Lebens, die ohne sie noch folgen werden. Ich möchte von ihrem Leben erzählen, von ihrer Persönlichkeit, von den Rollen, die sie eingenommen hat in meiner Familie und als erste und langjährige Herrin der Feste Tron'Jenar:
Lebenslauf:
Iman'Dra Tai Tron'Jenar wurde am 09.08.2363 als zweites Kind und älteste Tochter des Duru'QEll und der Ta'Raika von AsjaCh'Ktar geboren und verbrachte die ersten 18 Jahre ihres Lebens im Haus und auf den Ländereien ihrer Familie auf dem Planeten Sutrahl'RuS. Ihre Familie stand der damals vorherrschenden liberalen Politik des Kanzlers TorleQ nah und war gut vernetzt mit anderen gleichgesinnten hohen Familien, die unter der Herrschaft des damaligen Qangs vielversprechende Möglichkeiten vor sich sahen. So unter anderem das Haus Brid'RuacH, dessen Epetai Se'Tralos, trotz halbklingonischer Abstammung, bereits in jungen Jahren einen Platz im Hohen Rat auf QonoS ergattert hatte. Die Familien waren gut miteinander bekannt, Verbündete im selben Lager und so wurde ohne jede Schwierigkeit ein Ehebund zwischen Se'Tralos Epetai Brid'RuacH und der jungen Iman'Dra von AsjaCh'Ktar vereinbart. Das Paar heiratete an Iman'Dras 18. Geburtstag.
Doch nicht einmal ganze zwei Jahre sollte die junge Ehe Bestand haben. Schon bald nach der Hochzeit zeichnete es sich allmählich ab, dass die politische Stimmung im klingonischen Empire im Wandel begriffen war und schließlich kam es 2383 zum Coups des J'MPok, der den vorherigen Qang TorleQ tötete und seine nationalistisch geprägte 'Reinheitspolitik' im Gegensatz zu der bisher vorherrschenden liberalen Ausrichtung zu etablieren begann. Im Zuge dessen waren TorleQs engste Befürworter und ihre Familien diejenige, die zuerst beseitigt wurden. Se'Tralos verlor seinen Kopf bereits während des Coups selbst und nur Tage später war das Haus Brid'RuacH - ebenso wie etwa 200 andere kleine und mittlere Häuser - dem Erdboden gleichgemacht worden. Iman'Dra als Zantai Brid'RuacH hatte man in eines der Lager verschleppt, in welchen in jenen frühen Tagen versucht wurde, die Oberhäupter der enteigneten und zerstörten Häuser auf den neuen Weg einzuschwören - notfalls mit Gewalt. Um ihren Willen zu brechen ließ man Iman'Dra bei den Hinrichtungen ihrer Eltern und ihrer jüngeren Schwester Qeih'Lis zusehen und hielt sie im Anschluss noch ein weiteres Jahr in Kriegsgefangenschaft fest ohne dass sie sich jemals zu dem neue Regime hätte bekehren lassen.
Zu einer ersten Begegnung zwischen Iman'Dra und der Familie Tron'Jenar kam es schließlich bei der Befreiung des Lagers, in welchem sie nach monatelanger Gefangenschaft und konstanter Folter kaum noch mehr als einen frühen Tod erwartete. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn eine junge Widerstandsbewegung der frühen Tage, mitbegründet durch D'Ankwar von Tron'Jenar namens Der Orden der Ehre, stürmte das Lager. Unter den befreiten Opfern befand sich auch Iman'Dra, die nur mit Glück und durch das Können des Hausheilers A'Wolan noch gerettet werden konnte. Nach einem kurzen Aufenthalt zur Heilung auf Thul Saduun verließ sie ihre Retter jedoch wieder, um ihren eigenen Weg des Widerstands und des Weiterlebens in den Wirren des Bürgerkrieges zu finden. Dieser führte die Kriegerin allerdings eher auf Abwege, die sie in späteren Jahren immer wieder selbst verurteilte. Um zu überleben kommandierte sie schon bald ein Piratenschiff, ein Leben, das die Ehre scheinbar hinter sich gelassen hatte - bis das Schicksal einmal mehr das zusammenführte, was am Ende zusammengehören sollte. Denn nach einer Meuterei ihrer Piratencrew fand sich Iman'Dra ausgesetzt mit wenigen Getreuen auf Rura Penthe wieder. Angelockt durch ein von ihnen abgesetztes Notsignal fand und rettete sie der Orden der Ehre - und mit ihnen D'Ankwar - einmal mehr und diesmal besiegelte dies ihre Verbindung. Iman'Dra willigte ein, der Widerstandsbewegung beizutreten und spielte schließlich eine zentrale Rolle in der Rettung des jungen Prinzen Corum'Takeru von Tron'Jenar bei der Zerstörung der Heimatwelt Thul Saduun durch die Hand des Empires.
Diese Tat und inzwischen gegenseitig gewachsene Zuneigung und Respekt, sorgten schließlich dafür, dass D'Ankwar Epetai Tron'Jenar der Kriegerin ohne Familie und Haus die Hand zum R'uustai reichte, um ihr beides erneut zu geben - und Iman'Dra ergriff sie. Nach dem Erreichen der Föderation und dem gewährten Asyl auf Auriga II, hielten D'Ankwar und Iman'Dra schließlich nach dem gemeinsamen Bau des neuen Stammhauses die Zeremonie des R'uustais in den noch jungen Hallen ab und so wurde sie im Jahr 2387 mit 24 Jahren zu Iman'Dra von Tron'Jenar und wenig später zur Tai der Familie und ersten Herrin der Feste. All dies sollte sie bis zu ihrem Lebensende bleiben und auf diesem Land, nur kurze Zeit nach ihrer Ernennung, ihren zweiten Ehemann, den Meisterschmied Henry de Valincourt, kennen lernen, mit dem sie acht gemeinsame Jahre teilte und schließlich, einige Monate nach seinem Tod, die gemeinsame Tochter Dara'Jan, Prinzessin von Tron'Jenar - mich - zur Welt brachte. Die Familie wuchs und Iman'Dra wurde mit der Zeit und den Jahren eine bedeutende Größe, die ihren festen Platz in ihrer neuen Familie und Heimat fand, einnahm und behauptete bis sie schließlich am 13.03.2413 im Alter von 50 Jahren in der Halle starb, der sie so viele Jahre lang als Herrin der Feste vorstand.
Die Herrin der Feste:
Was kann ich erzählen über die erste Herrin der Feste des Stammhauses von Auriga II? Sie wird als solche in die Annalen des Hauses eingehen und mit diesem Titel die Zeiten überdauern. Ich bin sicher, das würde ihr gefallen. Nicht nur, weil man sich dadurch an sie erinnern wird. Das sicherlich auch, wie jede Kriegerin hoffte sie darauf, dass es einmal Geschichten und Lieder über ihre Taten und ihr Leben geben würde. Aber es ist mehr als das:
Meine Mutter liebte dieses Land und diese Festung auf eine ganz eigene Art. Obwohl sie während der Zeiten des Empires viel im All unterwegs war - ja, selbst Kapitänin eines Piratenschiffes war - hat es sie doch nach der Errichtung der Feste nie wieder sonderlich lange vom Grund und Boden des neuen Tron'Jenars fortgetrieben. Ab und an hat sie es aus Notwendigkeit heraus verlassen, so zum Beispiel für eine repräsentative Reise nach L'Lal'Loria in den Anfängen des Bündnisses oder zurück ins Empire während des Krieges der Föderation gegen dieses, um sich ihre Rache zu sichern. Aber sie hat nie wirkliches Fernweh verspürt. Es war, als habe sie nach einer neuen Heimat gesucht, um sich tatsächlich ganz und gar niederlassen zu können. Vor dem Bürgerkrieg im Empire hatte sie zuerst bei ihren Eltern und dann bei ihrem ersten Gemahl immer auf Planetenoberflächen gelebt und in führenden Positionen in den jeweiligen Häusern gewirkt. Es war also nie ihre Wahl gewesen, für längere Zeit im All tätig zu sein und auch wenn sie es sich nicht hat anmerken lassen, so bin ich doch überzeugt davon, dass sie sich dort auch nie wirklich wohlgefühlt hat. Sie brauchte festen Boden unter den Füßen. Mauern aus solidem Stein. Ein eigenes Refugium. Vielleicht ein kleines Königreich für eine Herrin im Herzen, wie sie es war.
Ich erinnere mich noch daran, dass sie mir als Kind immer wieder von dem Aufbau der Feste erzählt hat, über die sie so lange die Vorherrschaft hatte. Mit nichts kam die Familie damals hier an und dieses Nichts haben sie zunächst in die Feste und das dazugehörige Dorf verwandelt, damals, als es nur die Familie und eine Handvoll Krieger gab, die mit ihnen zusammen den Untergang von Thul Saduun überlebt und sich in die Föderation durchgeschlagen hatten. Es war der erste Meilenstein der Verlorenen, die sich gegen Tod und Schicksal eine neue Heimat ertrotzt hatten - und meine Mutter war immer so stolz darauf, ein Teil davon gewesen zu sein. Die Fertigstellung der Feste war für sie der Beginn ihres Daseins als Iman'Dra von Tron'Jenar, Ruustai-Schwester von D'Anwar und damit auch SoHra'Jan von Tron'Jenar. Und auch wenn es über die Jahre hinweg immer wieder zu mancher Unstimmigkeit gekommen ist, so bin ich doch sicher, dass meine Mutter bis zuletzt stolz darauf war, dass man sie in eine Familie von solcher Herzlichkeit, solch edlen Idealen und solch enormer Bedeutung aufgenommen hatte.
Als Herrin der Feste war sie eine unerschütterliche Präsenz auf dem Stammland und in den Provinzen und hat sich niemals vor der Fülle der Aufgaben gescheut, die dieses Amt mit sich brachte. Ihr früheres Leben als Tochter und später Ehefrau eines Epetai, die Art, wie sie aufgewachsen, unterrichtet und erzogen worden war, hatten sie gut vorbereitet und machten es ihr leicht, ihre Pflichten zu überblicken und gewissenhaft zu erfüllen. Sie diente der Feste und damit der Familie, jedoch diente sie mit Stolz und diesen Stolz wusste sie auch immerzu auszustrahlen. Niemals hätte ich es erlebt, dass jemand einen Zweifel daran gehegt hätte, wer auf dieser Feste das Sagen hatte und wenn doch, dann hätte derjenige wohl kaum gewagt, dies laut auszusprechen, denn meine Mutter war sich nicht nur ihrer Pflichten, sondern auch ihrer Privilegien und ihres Standes bewusst und hätte nicht gezögert, eine Beleidigung mit Strafe zu vergelten und sich somit ihren Ruf und ihre Ehre zu bewahren, wie es den Klingonen zu eigen ist. Eine strenge, aber gerechte und leidenschaftliche Herrin der Feste war sie stets, die sich für das Wohlergehen ihrer Heimat, ihrer Schutzbefohlenen und ihrer Familie unermüdlich eingesetzt hat und ich bin sicher, so wird sich Tron'Jenar an sie erinnern.
In der Familie:
Viele Rollen hat sie erfüllt in der Familie und es würde sehr lange dauern, würde ich von jeder einzelnen dieser Rollen erzählen. Denn sie war Schwester und Schwägerin, Ehefrau und Mutter, Tante und Nichte, Schwieger- und Großmutter und jeder und jede von uns könnte so viele Geschichten über die Zeit mit ihr erzählen, dass ich nicht wüsste, wo ich anfangen sollte. Also werde ich von den Kleinigkeiten erzählen:
Davon, dass sie mich ihren 'Augenstern' nannte und mich in ihrem Bett schlafen ließ, auch als ich eigentlich schon viel zu alt dafür war. Davon, dass sie mir meine Lieblingsgeschichte hundertmal erzählt hat, auch wenn wir beide schon längst jedes Wort auswendig konnten und genau das das Schöne daran war. Davon, dass sie meiner Kusine Ssihanna das Katana meines Vaters geschenkt hat, als sie ein Samurai wurde, das ihr ein geliebtes Erinnerungsstück war. Aber sie war so stolz auf ihre Nichte, dass sie wollte, dass Ssihanna es führt. Davon, dass sie sich immerzu mit ihrem Onkel Mogh'Tar gestritten und gerauft hat, obwohl die beiden eigentlich die dicksten Freunde waren und ihre Kabbelei ihre gemeinsame Art war, es zu zeigen. Davon, dass sie immer in der Küche extra Auftrag dafür gab, die Lieblingsspeisen von Corum und SoHra'Jan zuzubereiten, wenn sie wusste, dass die beiden aus dem Einsatz nach Hause kommen und dass wir manchmal schon Tage vorher davon gegessen haben, weil sie sichergehen wollte, dass es früh genug fertig war für ihre Ankunft - immerhin hätten sie einmal früher als geplant eintreffen können. Davon, dass sie zehn Augen zugedrückt und weggeschaut hat, wenn Khi'LeisaH und ich als Kinder dem Personal Streiche gespielt haben. Davon, dass sie den kleinen Arju'Tai so oft vom Thron seines Vaters gepflückt und ins Bett getragen hat, nachdem er darauf eingeschlafen war. Davon, dass sie immer so getan hat, als sei sie stark genug, um alles zu bestehen, aber es sie immer zu ihrem Bruder D'Ankwar zog, wenn sie wahren Kummer hatte, selbst wenn sie zu stolz war, um es wirklich auszusprechen. Davon, dass sie an meiner Seite stand, als ich mit 15 Jahren sehr früh junge Ehefrau und Mutter wurde. Davon, dass sie zu so tiefer Liebe fähig war, dass sie sich nie ganz vom Tod meines Vaters erholt hat. Davon, dass sie uns alle geliebt hat.
Ihr seht, auch mit Kleinigkeiten könnte ich Stunden füllen. Ich habe keine Worte, um meine Mutter und alles, was sie war, zur Gänze zu beschreiben. Wenn ich es versuche, habe ich das Gefühl, dass mir alle Worte im Weg stehen. Und so versuche ich stattdessen mit diesen einzelnen Fäden ein unvollkommenes, aber leuchtendes Bild zu malen. Es würde meiner Mutter nicht gerecht werden, würde ich sie als Heilige darstellen wollen. Sie war eine Frau voller Fehler und Schwächen - so wie ich. So wie du. So wie wir alle. Aber so wie wir alle hatte sie auch etwas einzigartig Wundervolles an und in sich und alles, was wir hoffen können am Ende, ist dass jemand ein Bild in unseren herrlich unvollkommenen, einzigartigen Farben malt. Ich weiß, dass sie mich geliebt hat, auch wenn wir uns nicht immer einig waren. Ich weiß, dass sie meine Familie so geliebt hat, wie auch ich es tue. Und ich weiß, dass wir sie lieben. Dass ich sie liebe und dass sie fehlen wird. Noch erscheint ein Leben ohne sie unwirklich, aber die Zeit wird es zu einer neuen Realität formen. Heute möchte ich Abschied nehmen mit diesen Worten, die ich niedergeschrieben habe und ich hoffe, dass alle, die sie lesen, mit mir gemeinsam Abschied nehmen und sich noch einmal liebevoll und voller Dankbarkeit und Respekt zurückerinnern werden an eine große Kriegerin, die mir die hohe Ehre erwiesen hat, meine Mutter zu sein.
Ich verspreche, ich werde meinen Kindern von dir erzählen, auf dass sie es ihren Kindern weitersagen, damit du nie vergessen wirst bis wir uns wiedersehen. Bis dahin, kämpfe gut und feiere in Kahless' großer Halle, Iman'Dra Tai Tron'Jenar... QAPLA!