Beiträge von Himiko Tokusawa

    Himiko hörte auf Khis Flüstern und unterbrach ihr kurzes Gespräch mit Asuka, nur um sie mit einem hingebungsvollen Leuchten in den dunklen Augen anzusehen. "Hai! Natürlich hab ich Lavernis schon gesehen... sie sieht GÖTTLICH aus!", entfuhr es ihr, zwar noch immer im Flüsterton, da sie die andere Gruppe nicht stören wollte, aber die Begeisterung in ihrer gedämpften Stimme war nicht zu überhören. "Ich würde was dafür geben, in ihrem Kleiderschrank mal wühlen gehen zu dürfen... sie sieht aus, wie ich auch nur halbwegs auszusehen hoffe, wenn ich denn irgendwann mal auf irgendeiner Bühne stehe. Aber es ist nicht nur die Kleidung... sie hat die Ausstrahlung dafür! Ich meine, zugegeben, sie ist ganz schön gruselig, aber... trotzdem, wow! Wenn man bedenkt, dass das keine Show ist, sondern einfach die Art, wie sie ist... Wenn ich mich an sie rantrauen würde, würde ich ja mal fragen, aber... das ist bestimmt keine gute Idee. Lieber fliege ich mit Adina nach L'Lal'Loria und gehe dort ausgiebig Kleider, Stoffe und Schnittmuster einkaufen. Nach allem, was ich gehört und gesehen habe, muss ich ein Frachtschiff mieten, wenn ich wirklich mal hinkomme. Was schreibst du eigentlich da, Khi? Neue Lyrics?"


    "Werte Isleen... setzt Euch ruhig näher hin, Ihr müsst Euch hier nicht zieren. Das sind alles gute Wesen der Sternenfahrer, dies ist Himiko Tokusawa, eine Prinzessin des Landes, wo wir hinreisen werden... dies andere Mädchen, welches Ihr nicht kennt ist Asuka Shioma, ein ruhiger Geist. Sie wird in Japan den Weg zu einem großen Krieger ihres Landes beginnen mit einem... Pilgerweg?"


    Ihr kleiner Redefluss, der sie fast ausschließlich dann packte, wenn sie richtig ins Schwärmen über ihre Mode- und Musikleidenschaften kam, wurde unterbrochen, als sie von Adinas Seite aus ihren Namen vernahm. Aus dem Takt gebracht, sah sie verwundert auf, verstand dann, dass Adina sie alle offenbar gerade vorstellte, lächelte Isleen rasch zu und verneigte sich im Sitzen leicht. "Mögen die Reihen Eurer Trauernden lang sein", grüßte sie, wie sie es nun schon häufiger gehört und entsprechend auch gelernt hatte. Auch Isleen hatte eine gewisse Aura und l'lal'lorianischen Kleidungsstil an sich, der ihr gefiel. Aber davon abgesehen, fiel es ihr erstaunlich schwer, einen Eindruck von der jungen Fhoi Myhore in ihrem Geist zu formen. Der Hauch betazoidischen Blutes, der noch in ihren Adern floss, warnte sie leise. Ob vor oder für Isleen, das war ihr noch nicht ganz klar, jedoch hatte sie schon vor langer Zeit gelernt, den ersten Eindruck nicht über zu bewerten. Er war wichtig, aber keine ausschließliche Autorität. Adina war dahingehend ganz bestimmt ihr beste Beispiel. Also würde sie sich auch in Bezug auf Isleen in Geduld üben.


    Isleens Aufmerksamkeit war und blieb vor allem bei Adina, als diese sie ansprach. Ihr Angebot, sich bequemer hinzusetzen, beäugte sie innerlich argwöhnisch, wie sie es mit der gesamten Situation tat. Freundlichkeit ohne Hintergedanken war ihr fremd und ebenso fremd war ihr Adina. Sie wusste, wer sie war, weil es jeder auf ihrer Welt wusste und weil ihr Leben davon abhing, es zu wissen. Sie kannte die Fakten. Aber die Person keineswegs. Aber um sie nicht zu enttäuschen und ihrem Willen nachzukommen, lehnte sie sich weiter zurück bis ihr Rücken, die Polster berührte. Es entspannte sie nicht nennenswerter, weil sie es sich nicht gestattete, aber zumindest hatte sie Adinas Worte nicht ignoriert.

    Sie strich eine Strähne des weißblonden Haares aus ihrem bleichen Gesicht, während der Blick ihrer bernsteinfarbenen Augen über die genannten Gesichter huschte. Als Himiko sie ansprach, reagierend auf Adinas Vorstellung ihrer Person, neigte Isleen leicht den Kopf. "Möge die Zeit Eures Sterbens kurz sein, Prinzessin", erwiderte sie ruhig, bevor Adinas Stimme erneut erklang und ihre Aufmerksamkeit einfing.


    "Nun denn, Ihr werdet sehen, das man es auch als eine Fhoi Myhore gut aushalten kann in dieser Gesellschaft, die ich Freundinnen nenne. Und vielleicht, sofern Ihr es wünscht, können wir ja auch Freundinnen werden, wenn wir uns jetzt fern von Tron´Jenar und der Hohen Dame Lavernis besser kennen lernen... Sela Arrush?"


    Innerlich zuckte sie zusammen. Damit hatte sie nicht gerechnet. Nicht rechnen können. Freundinnen? Warum sollte die berühmte Adina Le'Han ihr die Freundschaft antragen? Was sollte sie davon haben, eine Fhoi Myhore mit einem Verräternamen zu ihrer Freundin haben zu wollen? Sie, deren Aufstieg bereits in Stein gemeißelt war?

    "Ich...", begann Isleen, wissend, sehend, dass eine Antwort erwartet wurde. Sie war nicht dumm genug, um nicht zu wissen, welch eine Möglichkeit sich ihr gerade geboten hatte. Egal, was Adina damit bezwecken mochte, es war ihre - Isleens - Pflicht, ihr näher zu kommen. Adinas Leben und das Leben ihres ungeborenen, noch ungezeugten Kindes würden das ihre garantieren und das des Kindes, das in diesem Moment in ihr heranwuchs, maßgeblich prägen. All das war bereits beschlossen worden von den Königlichen, ihrer Herrin und dem Ältesten selbst. Und ihr Wort war wahr.

    Unweigerlich und unbewusst wanderte Isleens Hand an ihren Bauch und sie fing sich. Straffte sich. Die Schwangerschaft machte sie schwächer und es gefiel ihr nicht. Sie konnte sich keine Schwäche erlauben. Schwäche brachte den Tod. "Sela Arrush", antwortete sie von daher und nickt Adina zu. "Es wäre mir eine hohe Ehre... bin ich mir doch bewusst darüber, dass ich es kaum wert bin, dass Ihr das Wort an mich richtet, Hohe Tochter des Todes. Ich stehe Euch gerne zur Verfügung, wenn Ihr mich besser kennen zu lernen wünscht. Und... natürlich... wäre es mir angenehm, auch Euch besser kennen zu lernen" , fügte sie rasch hinzu, wissend, dass Adina nicht um eine neue Dienerin gebeten hatte, sondern um eine Freundin. Und doch kam es ihr seltsam vor, Adina Le'Han kennen lernen zu dürfen. Seltsam, aber lohnend. Mit Sicherheit lohnend...

    Himiko sah gleichsam auf, als die beiden zurück in den Raum traten. Gerade hatte sie sich nett mit Asuka und Khi'LeisaH unterhalten und ausgetauscht, was sie wohl alles in Japan noch unternehmen könnten. Sie griff nach ihrem PADD. "Kommt, machen wir ein Foto für Sadako", schlug sie vor, angeregt von Khis Einwurf über die fehlende Freundin, neigte sich nach hinten, damit die beiden neben ihr ausreichend Platz fanden und hielt das PADD so, dass sie gut zu dritt darauf zu sehen waren. Adina behelligte sie dafür nicht, denn es war offensichtlich, wie beschäftigt diese war.

    Just in diesem Moment kamen Dara'Jan und eine ihr unbekannte junge Fhoi Myhore herein. Himiko sah gen Khi'LeisaH, die sie ganz offensichtlich deutlich besser kannte. "Wer ist das?", wisperte sie ihr zu, während Isleen einen eher zaghaften, weiteren Schritt ins Innere des Raumes machte. Dara'Jan hatte sie derart überfahren, dass sie nicht wirklich hatte durchdenken können, wie sie dieser Situation am besten begegnen würde. "Mögen die Reihen Eurer Trauernden lang sein", grüßte sie Khi'LeisaH, Asuka und Himiko. "Ich erinnere mich auch, Prinzessin. Es war ein denkwürdiger Abend. Es ist angenehm, dass noch keine Lieder für Euch gesungen werden mussten nach allem, was geschehen ist", versuchte sie sich in Konversation mit Khi'LeisaH und hatte keine Ahnung, dass der gut gemeinte letzte Satz vermutlich tatsächlich mehr gut gemeint als gut gemacht war. Aber so war sie eben, die Schule der Konversation auf L'Lal'Loria.


    Dann glitt Isleens Blick weiter zu Adina, die sie von sich aus gegrüßt hatte. Von sich aus. Mit vollem Namen, obwohl ihr Familienname verschrien war unter den Fhoi Myhore. Und sie tat etwas Seltsames mit ihrem Gesicht. Etwas, das Isleen bisher nur bei den Sternenfahrern gesehen hatte und was sie Lächeln nannten. Nichts, womit sie bisher näher in Berührung gekommen wäre, schon gar nicht bei einer anderen Fhoi Myhore. Zögerlich strich sie mit einem Finger ihre eigenen Lippen entlang und bestritt in dieser Bewegung einen Halbkreis, der anzeigen sollte, dass sie bildlich die Mundwinkel anhob. Das kannte sie als eine simple Höflichkeitsgeste, um das Lächeln der Sternenfahrer zu erwidern und es doch nicht zu tun, denn ihre Welt war weder eine Welt des Lächelns noch des Lachens. "Möge die Zeit Eures Sterbens kurz sein, Hohe Tochter des Todes", grüßte sie sie höchst förmlich und verbeugte sich tief vor ihr. Nichts anderes war ihr erlaubt worden. Jeder auf der Welt der Traurigkeit wusste, dass Adina Le'Han Ash'Jareah schon immer etwas Besonderes gewesen war und dieses Besondere steigerte sich kontinuierlich mit jeder neuen Nachricht über sie. Das Mündel des Ältesten. Das Kind des Mondes. Die Anwärterin auf das Dasein als Fomorii, die die Weihe so früh erhalten hatte, wie keiner je zuvor. Die Nachfahrin des Todes selbst und bald die Mutter eines heiligen Kindes ihrer Welt. Bei der Einladung allerdings stutzte sie sichtlich. "Wenn Ihr es erlaubt...", stimmte sie langsam zu und näherte sich Adina sehr bedächtig, fast vorsichtig, als sei sie nicht ganz sicher, ob es wirklich in Ordnung war. Sie ließ sich auf der Kante der Sitzgelegenheit nieder, recht steif, unsicher. Sie war fremd in dieser Runde und an solcherlei Zusammenkünfte ganz offensichtlich nicht gewöhnt.


    Himiko sah ein wenig besorgt zu der Szene hinüber, beschloss aber dann, dass Adina sicher die Richtige sei, um sich Isleens anzunehmen. Immerhin kamen sie aus einer Kultur. Sie selbst war ohnehin nicht unbedingt die beste Eisbrecherin, da sie eher schüchtern und befangen bei neuen Bekanntschaften war, sodass sie sich lieber wieder den beiden vertrauten Freundinnen zuwandte. "Die beiden machen das bestimmt", flüsterte sie Asuka und Khi zu. "Aber irgendwie ist sie blass... oder?" Sie warf noch einmal einen Blick gen Isleen, bevor ihr plötzlich etwas in den Sinn kam, das sie gleich los werden musste. "Ah, Khi, bevor ich es vergesse, ich soll dir noch was von Ashitaka ausrichten. Er weiß, dass wir alle auf die Erde kommen, weil Isamu gerne wollte, dass ich ihm Bescheid gebe, dass wir ihn quasi verfolgen... er ist ja eben erst wieder aufgebrochen. Jedenfalls sagte er, dass er schon fleißig Kontakte knüpft wegen des Konzerts auf Tron'Jenar und dass er sich freuen würde, wenn du mitmachen würdest, wenn du schon auf der Erde bist. Er sagte, er würde dich heute Abend anrufen, aber ich solle dich schon mal vorwarnen." Sie schmunzelte, während sie es erzählte. "Ich glaube, er komponiert schon. Ich bin so gespannt, was er alles aus dem Hut zaubern wird." Dann sah sie gen Asuka. "Und du, Asuka? Was hast du vor zu Hause in Japan? Du bleibst doch nicht ewig in Russland, oder? Das wäre so schade..."