Iman'Dra befand sich noch in ihren Räumlichkeiten an diesem frühen Morgen auf Tron'Jenar und war gerade dabei, sich selbst dazu zu überreden, sich für den Tag bereit zu machen. Sie war spät dran für ihre Verhältnisse, aber die vergangene Nacht war lang gewesen, da sie all die Handwerker, Zimmerleute und sämtliche anderen Helfer, die bei den groben Arbeiten an der Feste beteiligt gewesen waren, eingeladen und mit ihnen gefeiert hatte. Nur eine kleine Zusammenkunft. Ein großes Fest für den Wiederaufbau Tron'Jenars würde es erst geben, wenn die Prinzessinnen von ihrer Reise zurück kommen und die Familie damit wieder vollständig sein würde. Ein freudiger Tag, auf den sie bereits wartete. Es würde gut sein, sie alle wieder hier zu haben.
Und so lag sie noch in den warmen Fellen des eigenen Lagers und sinnierte darüber nach, warum sie den durchaus ansehnlichen Baumeister eigentlich hatte ziehen lassen letzte Nacht. Bedauerlich. Sie musste schon zu betrunken gewesen sein, um ihm klar zu machen, dass er es sich durchaus in ihrem Bett hätte bequem machen dürfen. Sie hatte seine Blicke gesehen und wusste, er wäre nicht abgeneigt gewesen. Wo waren die Tage hin, in denen Krieger sich einfach versucht hatten zu nehmen, was sie wollten, wenn sie die Antwort hatten vertragen können? Ein richtiger Krieger, der nicht vor dem Titel der Herrin der Feste oder der Schwester des Epetai zurückschreckte, sondern seinem Instinkt und Trieb folgte und nachsah, ob die Frau mit dem großen Titel nackt noch genauso unnahbar war wie in Rüstung? Sie seufzte. Alles musste man selber machen. Selbst die Männer zu sich einladen. Es war eine Schande.
Und als habe Kahless sie gehört und wolle sie necken für ihre Gedanken, stürmten plötzlich zwei junge Männer johlend die Tür zu ihrem Schlafzimmer. Viel zu junge Männer für das, wonach ihr gerade der Sinn gestanden hatte! Sie zuckte tatsächlich zusammen, da es eine Weile her war, dass kreischende Kinder durch diesen Teil der Feste getobt waren. Die letzten waren Dara'Jan und Khi'LeisaH gewesen, was inzwischen Jahre zurück lag. Inzwischen waren fast beide Kriegerinnen und somit erwachsene Frauen.
Sie holte einmal tief Luft. "LES, VLN!", donnerte ihre vollmundige, dunkle Stimme dann von den Mauern wider und dieser klingonische Aufruf, der im Wesentlichen hieß, dass ihr Neffe Ruhe geben sollte, ließ die beiden Jungs ähnlich zur Salzsäule erstarren wie es vorhin auch ihre Schwägerin mit dem Befehl der Forces zu tun verstanden hatte. "Was soll dieser Lärm, hmm?!", fuhr sie gespielt griesgrämig fort und setzt sich im Bett auf, wobei das lange, dunkle Haar ihr über Schultern und Rücken hinab wallte und die Jungs auch durchaus den nackten Oberkörper der Kriegerin zu sehen bekamen, die gar nicht einsah, bekleidet zu schlafen nur für den Fall, dass solch kleine Männer morgens einfallen könnten. Und die obendrein auch wenig Probleme in Nacktheit sah und nicht vorhatte, diese durch Felle zu verbergen wie eine schüchterne Jungfer. Ob Mann, Frau oder Kind, wer unangekündigt in ihre Räume kam, hatte mit dem zu leben, was er oder sie vorfand. Außerdem würden die beiden in ihrem Leben noch genügend nackte Frauen sehen. Es war nie zu früh, um sich daran zu gewöhnen. Streng sah sie die Jungs an, wobei dieser eine, erhobene Mundwinkel, um den es dezent zuckte, ihre burschikose Art Lügen strafte. Sie musterte ihren jungen Neffen und seinen Freund, den kleinen Tokusawa-Jungen, der nun schon eine ganze Weile mit ihnen in der Feste wohnte. Auf Besuch, wie Iman'Dra annahm. Wenn nicht, auch gut. Adina war auch irgendwann von einer Besucherin fließend zur Bewohnerin der Feste geworden.
"Nun?" Sie streckte eine Hand gen Arju'Tai aus und sah ihn auffordernd an. "Gibst du deiner Tante keinen Kuss, wenn du schon ohne zu klopfen hier reinstürmst am frühen Morgen? Und sagst ihr dann, was du hier zu suchen hast, loQ nIHwI?" Ihr kleiner Räuber, wie sie ihn gerade genannt hatte. Ein prachtvoller Junge. Auch sie wäre durchaus stolz auf einen solchen Sohn gewesen, wenngleich sie natürlich ihre Tochter liebte. Aber Kahless hatte anders entschieden. Kein Sohn für sie. Es grämte sie nicht. Dafür hatte sie den kleinen Arju'Tai, um den sie sich kümmern konnte. Und selbstverständlich wusste sie, was heute für ein Tag war und warum der kleine Rabauke wohl hier war. Aber er konnte ruhig selber damit herausrücken, da sie ihm ohnehin ansah, wie sehr er darauf brannte, ihr zu erzählen, warum er mit seinem Freund hergekommen war.