Dara'Jan griff nach der Dose, die sie dabei hatte und öffnete sie, um die Fleischpastetchen, die sie sich aus der Tron'Jenar-Küche stibitzt hatte, bevor sie abgeflogen waren, auf einem Teller anzurichten. "Noch sind sie ein bisschen warm! Wenn wir schnell sind... oh..." Sie unterbrach ihren Ausruf und sah über die Schulter zu Himiko, die auf der anderen Seite des Tisches ihr Mitgebrachtes auszupacken begann. Sie schnupperte. "Das riecht gut!" "Gefülltes Omlette", ließ Himiko sie wissen und lächelte. "Ich hab das genommen, was Isamu gestern Abend bei uns zu Hause gemacht hat und was meine Geschwister noch nicht weggegessen haben. Wir hatten ja keine Zeit mehr, selber was vorzubereiten..." Dara nickte und zuckte gleich danach die Achseln. "Ah, naja. Zur Not hätten wir mehr als einen Replikator gehabt, aber da die Drecksschweine vom Empire zumindest unsere Küchen größtenteils intakt gelassen haben, konnte ich einiges an Vorrat klauen, das ein bisschen frischer schmeckt als Replikatoressen", meinte sie und grinste Himikos betretenem Gesichtsausdruck herausfordernd entgegen. Kein langes Gesicht heute! Sie hatte keine Lust mehr darauf. "Hier, fang!", rief sie, um die Gedanken der Freundin sofort wieder vom Angriff wegzulenken und warf ihr eine weitere Dose zu. Das Mädchen zuckte zusammen und bemühte sich redlich, der Aufforderung nachzukommen. Das gelang allerdings nur in der Theorie, denn ihre Hand streifte das Zielobjekt, das dann mit polternder Präzision auf dem Boden aufkam, sich ein paar Mal überschlug und schließlich schlitternd gegen die Wand prallte.
Adina, Asuka und Khi'LeisaH, die im ganzen Raum verteilt waren, sahen kollektiv von ihren Tätigkeiten auf bei dem Radau. Während Adina und Asuka sich in Einheit um ein bisschen Dekoration kümmerten - immerhin hatte man etwas zu feiern! - war Khi zur Meisterin der alkoholfreien Cocktails erklärt worden. Erster Mixer, wie Dara sie liebevoll getauft hatte. Himiko wurde rot ob der Aufmerksamkeit der Anderen. "Sumimasen...", hauchte sie und Dara sah ihrerseits entschuldigend gen Adina. "Ich hab Obsttörtchen für dich mitgenommen... die waren in der Dose. Ich hoffe, sie haben es überstanden. Sonst hast du Obst-Teig-Pudding-Pudding", strahlte sie sie an. Ihre Liebste verzog leicht das Gesicht bei dieser Ankündigung. "So sehr ich deine Art des Backwerkes schätze, so scheint es mir doch nicht so, als ob ich dies noch essen würde...", erwiderte sie ein wenig befremdet, was Dara die Brauen hochziehen ließ. "Was? Warum? Es ist immer noch dasselbe... genauso frisch, genauso lecker. Nur vielleicht nicht mehr in Törtchen-Form..." Himiko hatte die Dose inzwischen wieder aufgehoben und vorsichtig den Deckel gelöst. "Sie haben es überstanden. Nur ein paar kleine Schönheitsfehler", vermeldete sie pflichtgetreu, bevor sie Dara ein bisschen empört ansah. "Du hast zu plötzlich geworfen!", beschwerte sie sich mit dem Nachdruck eines beleidigten Kätzchens, der nicht gegen Daras Amüsiertheit ankam. "Ist ja nochmal gut gegangen", antwortet diese allerdings beschwichtigend, um die Sache jetzt nicht deutlich mehr aufzubauschen als zwingend notwendig.
Isleen lugte ein wenig aus dem Schatten hervor, als sie die Mädchen hinter der Tür reden und lachen hörte. Ein merkwürdiges Geräusch, nach wie vor. Während ihrer ganzen Zeit in der Außenwelt Tron'Jenar hatte sie sich an den Ton von Lachen nicht gewöhnen können. Es klang wie unkontrollierte Tierlaute - vielleicht ein wenig netter. Aber wo Lachen nicht ansteckte, fiel es auf fruchtlosen Boden. Die junge Fhoi Myhore, die vor zwei Stunde noch nicht gewusst hatte, dass sie jetzt auf diesem Schiff auf dem Weg in die Fremde sein würde, schlang die Arme um sich herum und zog sich weiter ins Dunkel zurück, als sie Krieger der Besatzung näherkommen hörte. Sie wollte nicht, dass sie sie sahen. Noch nicht. Sie hatte sich noch nicht wieder gefangen. Die Ereignisse der letzten Tage und Wochen überschlugen sich derart, dass sie kaum noch mitkam. Niemand von den Herrschaften zu Tron'Jenar oder auch nur den Mädchen in diesem Zimmer kannte sie wirklich und hätte wohl gedacht, dass der Angriff und die Nachklänge auf Tron'Jenar irgendeine nennenswerte Auswirkung auf sie gehabt hätten, doch so war es geschehen und so geschah es mit diesem neuen Auftrag weiterhin.
Die lieblichen, würzigen Gerüche aus dem Inneren des Raumes traten langsam hinaus in den Flur und somit in Isleens Dunstkreis, die gierig schnupperte und ad hoc das Gefühl hatte, einen Felsblock im Magen zu haben - gleich gefolgt von bohrendem Hungergefühl, denn ihr Körper schwankte in diesen ersten Wochen der Schwangerschaft so schnell zwischen Übelkeit und Hunger hin und her, dass sie oft kaum wusste, ob ihr Magen gerade voll oder leer war. Sie schloss die Augen und spürte, wie ihr der kalte Schweiß ausbrach und ihr schwummerig wurde. Mühsam schluckte sie und lehnte den Kopf an die Wand, atmete einige Male tief durch und zog dann ein Hypo hervor, das sie sich selbst initiierte. Für den Moment würde das ausreichen, um das Schwächegefühl zu vertreiben. Sie hatte oft genug Frauen betreut, die am Anfang der Saat solche Probleme gehabt hatte. Sie kannte die Medikamente, die halfen. Und sie hatte nicht vor, sich allzu bald aus ihrer Position fortzubewegen, obwohl sie wohl gut daran täte zu essen und zu schlafen. Aber die Herrin hatte ihr den ausdrücklichen Auftrag gegeben, die Töchter von Tod und Leben zu bewachen und auf sie aufzupassen und das würde sie tun.
Isleen war es seit Jahren gewöhnt, den Worten von Lavernis Ad'Malay ohne Wenn und Aber zu folgen. Seit Nelassier. Seit ihre Familie am Kreuz gehangen hatte. "Acht Jahre...", murmelte sie leise, während sie darüber nachdachte. Acht Jahre Dienst. Acht Jahre Zähne zusammen beißen. Acht Jahre auf sich aufmerksam machen. Nicht zu wenig, um nicht in Vergessenheit zu geraten und ebenso keinstenfalls zu viel, um nicht selber am Kreuz zu enden. Irgendwie hatte sie es überstanden, auch wenn sie das Gefühl hatte, dass die Herrin sie nach wie vor lieber von hinten wie von vorne sah. Vermutlich wäre sie bereits tot ohne das Eingreifen des Hohen Herrn Peredur an jenem Tag der Feldbestellung und die Herrin hätte keinen zweiten Gedanken mehr an sie verschwendet. Aber dafür hatte es weitere Tage der Feldbestellung gegeben vor sehr kurzer Zeit. Tage und Schmerzen, die sich eingebrannt hatten und die sie diesmal in Peredurs Namen fast umgebracht hätten. "Ich werde ihnen schon noch zeigen, was sie an mir haben...", flüsterte sie. Irgendwie. Irgendwann. Wenn der Tag kommen würde, an dem sie vom Dasein der Dienerin aufsteigen und sie alle endlich erkennen würde, was sie schon immer gewesen war... eine, die zu Großem bestimmt war! Verbissen, erschöpft und entnervt ruckte ihr Blick wieder zur Tür, als das Schwatzen und Lachen erneut lauter wurde und Besteck und Teller fröhlich klimperten.
Dara'Jan streckte sich und gähnte, nachdem sie ihren leeren Teller zurückgeschoben hatte. "Denkt nur, morgen Mittag sind wir schon fast da... wenn wir lange schlafen morgen, haben wir kaum noch Reisezeit", meinte sie vergnügt und schlug die Beine übereinander. "Ich hoffe nur, die arme Ssihanna hat noch keine Wehen auf dem Schiff und es klappt alles, wie sie es sich wünscht", nickte Himiko. "Es wäre so schön für Isamu, wenn die Kleinen in Japan geboren würden diesmal..." Das diesmal hing ein wenig im Raum. Ja, die Erinnerungen an Asunas Geburt waren alles andere als positiv. Aber vergangen und Dara sah an Khi'LeisaHs Gesichtsausdruck, dass ein Themenwechsel nicht allzu schlecht wäre, was ihr ganz recht war. Auch sie wollte im Moment nicht an Geburten und alles, was damit zu tun hatte, denken. "Wird es bestimmt. Ssihanna sagte keine Panik, also mach ich mir keine Panik", erwiderte sie von daher und stand auf. "Entschuldigt mich kurz." Sie beugte sich im Stehen zu Adina hinunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich aus dem Raum zurückzog und auf den Flur hinaustrat. Sie musste eine Runde über das Schiff gehen, bevor sie noch einschlief. Frische Luft hatte es hier leider nicht, das wäre ihre gewohnte Methode auf Tron'Jenar - ein Spaziergang nach dem Essen und man war wieder frisch und munter. Aber gut. Dann eben ein paar Runden um den Schiffsblock. Doch gerade, als sie loslaufen wollte, erhaschte sie einen hellen Schimmer im Augenwinkel und sie wandte sich um und fuhr erschrocken zusammen. "Bei Kahless... warum kauert Ihr denn da in der Ecke herum?", fragte sie im Affekt und ging auf Isleen zu, die sich aufrichtete. "Mögen die Reihen Eurer Trauernden lang sein", grüßte die Fhoi Myhore die Lebenstochter. Die Erlöserin. So allein war sie mit ihr noch niemals gewesen. "Verzeiht, ich... wusste nicht recht wohin. Ich wurde dieser... Reise zugeteilt von der Herrin Lavernis Ad'Malay, um mich um die Hohe Adina Le'Han zu kümmern in der Ferne, aber..." "Ah! Ihr seid Isleen, die Hebamme... ja, stimmt, wir waren auf dem Klingonenfest auf Da'Dana'Han zusammen!", unterbrach Dara'Jan sie herzlich. "Aber dann müsst Ihr doch nicht alleine auf dem Flur sitzen... kommt..." Und noch bevor Isleen wirklich wusste, wie ihr geschah, da sie Dara'Jans lebhafte Natur nur aus der Ferne kannte, fühlte sie sich gepackt und zu jener geheimnisvollen Tür gezogen, die sich daraufhin sofort öffnete. "Hey, Mädels!", rief Dara in den Raum hinein. "Wir haben Isleen ganz vergessen... Khi, du kennst sie noch, oder? Ihr habt euch doch schon auf Da'Dana'Han auf dem Fest nett unterhalten... die Arme saß ganz alleine auf dem Flur! Stört doch nicht, wenn sie bei uns bleibt, oder?"