Rückkehr

  • Samanthan Ryno hatte es nach einigen Monaten Abstinenz nun doch wieder zurück nach Shepard verschlagen. Sicherlich hatte ihr bester Freund, Christoph McDaimler, große Anteile daran, dass sie wieder zurückkam, denn eigentlich hatte Sam sich das Ganze anders vorgestellt.

    Sie hatte im Dezember des vergangenen Jahres für sich gemerkt, dass alles zu viel wurde und sie nicht nur Abstand zu Shepard, sondern auch zu Jilko Samaras, ihrem Verlobten brauchte. Dieser wusste zwar, dass Sam zu diesem Zeitpunkt schwanger war und Sam selber wusste, wie sehr Jilko sich auf den gemeinsamen Nachwuchs freute. Doch das war ihr zu diesem Zeitpunkt egal. Es ging hier um sie und um ihr Kind. Sam hatte Angst, dass wieder etwas schief ging, dass sie ihr Kind wieder verlieren würde. Obwohl dieses Mal alles recht friedlich war.

    Da sie sich sicher war, dass sie so vorerst Ihren Dienst nicht mehr zur vollsten Zufriedenstellung durchführen konnte, bat sie FAdm Caitlin McCullagh um ein Gespräch. Auch wenn es ihr schwer fiel, schaffte sie es, zu diesem Gespräch sehr selbstbewusst zu erscheinen. Sie erklärte Cait ihre aktuelle Lage, aber auch die Angst vor einer erneuten Fehlgeburt, wenn sie weiterhin auf Station bliebe.

    Sams Bitte, einer Versetzung in Reserve, gab die FAdm statt.

    Mit diesem Gespräch hatte Sam ihre Pflichten dem Dienst gegenüber eingehalten. Jedoch verschwieg sie Jilko, was sie vor hatte und verschwand dementsprechend in einer Nacht und Nebel Aktion aus dem gemeinsamen Quartier auf Shepard. Sie zog wieder bei ihren Eltern ein. Doch je näher die Geburt ihres Sohnes kam, desto unruhiger wurde sie in Spanien. Anscheinend machte ihr nicht nur Chris den Vorschlag, es doch noch einmal zu versuchen, denn zu verlieren hatte sie ja nichts. Sondern auch ihr Sohn ließ sie spüren, dass er seinen Vater brauchte. Nach einigem hin und her, zig schlafloser Nächte und ernsten Gesprächen mit ihren Eltern, hatte Sam sich von Chris dann doch wieder zurück bringen lassen.

    Die erste Nacht hatte sie bei ihm verbracht. Die beiden hatten einen Plan ausgeheckt, wie sie es schaffen könnten, dass Sam und Jilko sich wiedertreffen könnten.

    Chris lud Jilko dementsprechend zu einer wiederanstehenden RU ein und rührte noch ein wenig in der Wunde des Liebeskummers des jungen Halbspaniers. Er zeigte ihm ein Ultraschallbild, das erst vor kurzem aufgenommen sein konnte. Natürlich schaffte er es, dass Jilko, vor allem nach der Erzählung, dass es ein Junge werden sollte, sehr emotional wurde. Und ebendiesen Moment nutzte Sam aus und trat wieder in Jilkos Leben.

    Von da an ging alles etwas schneller, als die beiden es sich wohl erhofft hatten. Sie schafften es gerade so, Jilkos Mutter Bescheid zu geben, dass Sam wieder da war, ehe sich der kleine Spross ankündigte und endlich seine Eltern kennen lernen und glücklich machen wollte.

    Sam fiel es anfangs schwer, eine Bindung mit ihrem Sohn einzugehen. Doch nach und nach gelang es ihr doch, auch wenn sie sich ab und an dann doch wieder dabei ertappte, dass der Kleine bei seiner Oma abgegeben wurde, die sich, trotz eigenem Stress, immer wieder freute, wenn sie den kleinen Strahlemann in den Händen halten durfte.

    Auch heute war wieder so ein Tag. Jilko war im Dienst, Sam brauchte Zeit für sich, also hatte sie Nunu Carlos jr. bei seiner Oma gelassen und lief nun gedankenverloren über das Promenadendeck.

    Sie hatte sich in letzter Zeit öfter die Frage gestellt, ob sie nun wieder ihren Dienst antreten sollte, oder aber, ob sie diesen gar quittieren sollte und sich voll und ganz um die Familie kümmern. Denn immerhin – sie und Jilko waren weiterhin verlobt und Sam hoffte weiterhin darauf, ihn heiraten zu können.

    Doch nun musste erst einmal die Frage geklärt werden, was mit ihrem Dienst passierte. Immerhin war sie recht lange nicht da gewesen.

    Da sie sich hatte in Reserve versetzen lassen, war sie sich ziemlich sicher, dass ihr das keiner Übel nehmen würde, dass sie nun doch recht lange nicht mehr auf Station gewesen war. Doch tatsächlich überlegte Sam, wie genau man ihr gegenüber reagieren würde, nun da sie wieder da war. Sicherlich erfreut, so wie Jilko es war. Doch Sam hatte ihrer besten Freundin nicht Bescheid gegeben. Trotzdem war Sam sich sicher, wenn sie das alles erklären würde, hätte jeder Verständnis dafür. Schließlich hatte sie ja keinen im Stich gelassen.
    Sie stellte sich, während sie nun so über das Promenadendeck schlenderte, vor, wie die anderen sie nun wieder begrüßen würden. Ein sanftes Lächeln umspielte ihre LIppen, während sie weiterhin ihren Gedanken nachhing.

  • Die Zeit ohne seine Frau, seine über alles geliebte Samantha Ryno, war sehr schwer. Er machte sich im Inneren, fernab vom Dienst, Vorwürfe. Hatte er was damit zu tun? War er schuld? Oder war er es nicht? All diese Fragen stellte er sich von Tag zu Tag aufs Neue, dennoch schaffte er es sich auf seinen Dienst zu konzentrieren, diesen ohne Probleme weiterzuführen. Es war damals ein normaler Abend gewesen, an welchem der Doctor ihn zu einer Routine Untersuchung gebeten hatte, jedoch war es dann tatsächlich keine gewesen, sondern das große Wiedersehen mit Sam. Natürlich war er extrem überrascht gewesen, als er sie wieder gesehen hatte, sodass er ihre Rückkehr nicht wirklich realisiert hatte. Es hatte so seine Zeit gebraucht bis er wirklich verstanden hatte, dass Sam wieder da war, dass er seine über alles geliebte Frau wieder zurück hatte. Das Größte an der Rückkehr von Sam war die Geburt des Kindes, Nuno Carlos Jr. Dass man das Kind, einen gesunden Jungen, nach seinem verstorbenen Vater benannt hatte, war schon ein sehr emotionaler Moment für ihn gewesen. Man könnte, auch sagen, dass das Familienoberhaupt Samaras wiedergeboren worden war, aber dennoch war er froh gewesen, dass Sam wieder da war, auch wenn sie noch nicht wieder im aktiven Dienst war. Sie war dennoch wieder da und das machte ihn nun noch stolzer als er es schon war. Ihm war einfach nur wichtig, dass Sam bei ihm blieb und er nicht nur seine Kollegen, sondern auch seine Frau wieder bei sich hatte.

  • "Maryweather, wenn Sie nicht dazu in der Lage sind, eine Vernehmung durchzuführen ohne dabei so ausfallend zu werden, dass der Beschuldigte eine berechtigte Beschwerde über Sie als Zuständige formulieren kann, dann sollten Sie sich Gedanken über einen neuen Fachbereich machen, denn ich habe kein Problem damit, Sie zu ersetzen! Es stehen zwanzig andere in der Reihe, um Ihren Platz einzunehmen!" Die Leute, die gerade am Büro der Sicherheitschefin auf dem Promenadendeck vorbei gingen, hielten erstaunt inne und gestatteten sich einen kurzen Blick hinein, als die Tür ungebeten aufswuschte und die harschen Worte Commander Nanami DeAgostinis, der Sicherheitschefin des Shepard Space Centers, nach außen drangen. Sie stand hinter ihrem Schreibtisch, die Hände auf diesem abgestützt, um sich nach vorne neigen zu können, ihrem Gegenüber entgegen. Mit dem Rücken zum Publikum stand eine ältere Frau in korrekt sitzender Uniform, ihres Zeichens Commander Evelyn Maryweather, von der allseits bekannt war, dass mit ihr nicht gut Kirschen essen war. Und dass sie auf den Schreibtischstuhl aus gewesen war, auf dem nun Nanami saß. Ihre stahlgrauen Augen bohrten sich in die dunkelbraunen ihrer jungen Chefin. Beziehungen und nichts anderes hatten diesem junge Ding zu ihrem Posten verholfen, da war sie sich sicher. Nur weil der Vater dieses Mädchens mit der Fleet Admiral bereits seit Academy-Zeiten per Du war, musste sie sich nun von ihr und ihrem Großmaul Befehle erteilen lassen. "Verhöre werden nun mal mit harschen Methoden geführt", beharrte sie auf ihrem Standpunkt. "Mit einem freundlichen Lächeln und einem 'Bitte, bitte' bekommt man keine Antworten. Und falls es Ihnen nichts ausmacht, wäre ich froh, wenn man die Tür schließen könnte. Ich bin keine Zirkusattraktion... Commander."

    Nanami hörte das Zögern in der Stimme ihres älteren Counterparts nur zu deutlich, als diese ihren Rang mit spitzer Zunge in den Mund nahm, als könne sie sich daran verbrennen und ein zorniger Schauer fuhr ihr den Rücken hinab. Die Kiefermuskulatur zuckte, in ihren Augen blitzte es auf. Nur mühsam gelang es ihr, Evelyn nicht über den Mund zu fahren. So sehr sie sich auch um die ruhige, kalkulierte Gefasstheit ihrer japanischen Vorfahren und Zeitgenossen bemühte, oftmals war es doch eher das Temperament ihrer spanischen Mutter, das ihr im Blut kochte. "Verhöre", beginnt sie und neigt sich noch ein wenig weiter vor. "werden in meiner Sicherheitsabteilung so geführt, wie die Gesetze es vorsehen und wie ICH es autorisiere!", faucht sie ihr entgegen ohne auf die Beschwerde bezüglich der offenen Tür einzugehen. "Und wenn Sie damit ein Problem haben, Commander Maryweather, dann erwarte ich, bis zum heutigen Abend Ihre Kündigung auf meinem Schreibtisch vorzufinden. Andernfalls überlasse ich Sie nun wieder Ihren Aufgaben. Wegtreten!" Bei dem letzten Wort drückte sie sich vom Schreibtisch ab und nahm gerade Haltung an, fesselte die Dame einen Moment mit ihrem Blick, die ihr kalt entgegen starrte, die dünnen Lippen missbilligend spitzte, dann jedoch salutierte und das Büro mit steifen Schritten verließ. Nanami sah ihr nach, nach wie vor kochend vor Wut.

    Himmel, diese Frau war genial in dem, was sie tat, das musste sie zugeben. Wäre es anders, hätte sie sie wohl schon längst aus ihren Truppen geworfen, aber sie erzielte häufig Fahndungserfolge und Verhörergebnisse, die schon in mehr als einem Fall bahnbrechend gewesen waren. Bahnbrechend und alternativ, was Nanami als ihre Vorgesetzte in regelmäßigen Abständen in die Verlegenheit brachte, ihre Methoden vor der Stationsleitung sowie den betroffenen Personen erklären zu müssen. Es war nicht die erste Diskussion dieser Art, die sie mit der Commander geführt hatte und es würde sicherlich nicht die letzte sein. Es wäre naiv, das anzunehmen und Nanami hatte ihre Naivität bereits im ersten Jahr auf dem Shepard Space Center in der Kinderwiege zurück gelassen. Wäre ihr das nicht gelungen, hätte sie als junge Frau weder ihre Autorität über die Stationssicherheit behaupten noch sich derart schnell zum Commander hocharbeiten können.

    Nachdem Evelyn fort war, ließ sie sich erschöpft auf ihren Schreibtischstuhl sinken und warf der offenen Tür einen skeptischen Blick zu. Das dumme Ding war offenbar schon wieder kaputt. Es war ihr zuweilen unbegreiflich, womit die Techniker eigentlich ihre Daseinsberechtigung verdienten, wenn sie simple Probleme dieser Art nicht nachhaltig in den Griff zu bekommen wussten. Unleidig betätigte sie ihren Kommunikator. #DeAgostini an MR. Die Tür des Sicherheitsbüros auf der Promenade ist zum dritten Mal in zwei Monaten defekt und schließt nicht vernünftig. Ich weiß nicht, was Sie falsch machen, aber ich hoffe, dass Sie es wissen und endlich beheben können, denn ansonsten kann ich auch wahlweise im Garten Verhöre und Personalbesprechungen durchführen! Würden Sie das also freundlichst endlich in Ordnung bringen?!" Eine milde überraschte und gleichsam pikierte Bestätigung des zuständigen Technikers ließ sie realisieren, dass sie vermutlich ein wenig über die Stränge geschlagen hatte durch die Wut, die sie noch immer in den Fingerspitzen prickeln fühlte. Kurz biss sie sich auf die Unterlippe, dankte ausführlich, um die Wogen wieder zu glätten und beendete die Verbindung. Erneut wanderte ihr Blick nach draußen, gedankenverloren, ohne etwas Bestimmtes dabei zu fixieren. Der Zorn ebbte ab, während sie To-Do-Listen im Kopf abspielte, die sich nicht zu reduzieren schienen, ganz gleich, wie viel sie arbeitete. Diese Station war ein nie endendes Sammelsurium an Aufgaben jeglicher Art.

    Noch während sie dies tat, meinte sie draußen allerdings jemanden zu sehen. Jemanden, den sie eigentlich gar nicht sehen sollte. Ihre Augen weiteten sich. Schlagartig war sie zurück im Hier und Jetzt und sprang von ihrem Stuhl auf. Drei, vier lange Schritte, mehr brauchte sie nicht, um das Büro zu durchqueren und an der Tür inne zu halten. Nein, ihre Augen täuschten sie tatsächlich nicht, das war... "Sam!!", rief sie auf die Promenade hinaus und erneut hielten ein paar Leute in ihrer unmittelbaren Umgebung erstaunt inne und warfen der jungen Sicherheitschefin verdutzte Blicke zu, die diese gekonnt zu ignorieren wusste.

  • Nach und nach machte Sam sich bewusst, dass sie vielleicht nicht ganz so ihren Gedanken nach hängen sollte. Dieses geschah spätestens nachdem sie fast in einen Ensign reingelaufen war, der anscheinend aufgrund des Geschehens in Nanamis Büro stehen geblieben war. Sam entschuldigte sich kurz und folgte ihrem Weg, wobei sie sich noch immer nicht ganz so sicher war, wo dieser denn nun hinführen sollte.

    Sicherlich hatte sie das Gespräch auch gehört, jedoch nicht wahr genommen. Sie war durchaus anderes gewöhnt, als ein solches Gespräch zwischen einem Führungsoffizier und einem ihm untergestellten Offizier. Außerdem, was ging es sie an? Noch hatte sie ihren Dienst nicht wieder aufgenommen und war somit noch in Reserve und konnte sich eher als Zivilistin aufhalten.

    Einen kurzen Augenblick blieb sie stehen. War das nicht gerade Nanamis Büro gewesen?! Sollte sie vielleicht doch wieder umdrehen? Wobei - Nanami war noch damit beschäftigt, eine ihrer Sicherheitsoffizierinnen damit vertraut zu machen, wie ein Verhör zu halten war. Sam würde dabei sicherlich nur stören. Sie war sich sicher, wenn Nanami sie gesehen haben sollte, und auch die Lust hätte, mit ihr zu sprechen, so würde diese sich sicherlich bei ihr melden.

    Nicht viel später blieb Sam nun abrupt stehen. Hatte sie da etwas gehört, oder war es doch nur reine Einbildung. Es klang doch so, als hätte da in weiter Ferne jemand ihren Namen gerufen. War sie immer noch zu sehr in Gedanken versunken? Langsam drehte sie sich um und wandte ihren Blick gen Nanamis Büro. Und tatsächlich, eben diese hatte sie gerufen. Allerdings sah es für die junge Spanierin im ersten Moment so aus, als hätte ihre Freundin einen Geist gesehen. Sam musste nun doch schmunzeln, drehte sich nun vollends um und ging auf Nanami zu. Ihre Freude über dieses Wiedersehen konnte sie durchaus nicht verstecken. Warum sollte sie auch?

    Kurz vor Nanami blieb sie dann stehen und lächelte sie freundlich an. „Nanami, wie schön dich zu sehen!“ Ihr Lächeln hatte zwischenzeitlich auch ihre Augen angesteckt und Sam war nun wirklich froh darüber, ihre Freundin wieder zu sehen. Unschlüssig darüber, ob sie sie nun umarmen sollte, oder doch einfach nur die Hand reichen sollte, blieb sie normal vor ihr stehen.

  • Nanami war bei Weitem nicht so schüchtern wie Sam. Statt verlegen vor ihr stehen zu bleiben, streckte sie die Arme aus, ergriff ihr Gegenüber bei den Schultern und zog sie heran, um sie mit einem Kuss links und rechts auf die Wangen zu begrüßen. Ein Hauch von Spanien, immerhin waren sie beide Spanierinnen, wenngleich Nanami rein optisch sicherlich nicht als solche zu erkennen war. "Du bist wieder hier!", strahlte sie sie an. Auch ihre Worte erklangen nun in der gemeinsamen Muttersprache. "Ich dachte schon, wir sehen dich hier nie mehr wieder. Ich sollte böse mit dir sein, weißt du? Einfach so zu verschwinden und dich nicht mal bei uns oder wenigstens bei mir zu melden... ich dachte, wir wären Freundinnen!" Energisch stemmte die junge Sicherheitschefin eine Hand in die Hüfte. Doch ihre Worte und ihre Haltung, so viel Empörung sie auch ausdrückten, wurde von einem amüsierten Blitzen in ihren Augen begleitet. Wirklich wütend war sie nicht. Möglich, dass es einmal anders gewesen war, aber jetzt schien sie sich zumindest beruhigt zu haben.

    "Komm rein... ist gerade ohnehin nichts los." Ohne auf eine Antwort zu warten, zog Nanami Sam mit in ihr Büro, bei dem just in diesem Augenblick auch zwei Techniker eintrafen, um sich um die defekte Tür zu kümmern. Nanami grüßte zwar, beachtete sie allerdings ansonsten nicht und ließ sich mit Sam in ihrer Sitzecke nieder. Dabei mustertet sie sie. "Also schwanger bist du nicht mehr", resümierte sie nach einer ausführlichen optischen Bestandaufnahme. "Kann mir keiner verkaufen, dass du dann noch so dünn wärst, so weit wie du jetzt schon sein müsstest. Was zu trinken? Und sag jetzt nicht Nein, ich will das Neuste in allen Einzelheiten wissen, wenn du schon so lange weg warst ohne mich anzufunken!", warnte sie sie gleich vor. "Beten wir einfach mal, dass wir ein bisschen ungestört bleiben und ich nicht auf die OPS gerufen werde oder zu einem Sicherheitsvorfall muss. Also?" Halb auf dem Weg zum Replikator drehte sie sich mit fragendem Blick zu Sam um, ihre Antwort abwartend.

  • Leicht überrascht über diese Begrüßung, benötigte Sam nun doch ein paar Sekunden, um zu realisieren, was hier passierte, aber auch zum Reagieren. Natürlich nahm sie Nanami dann auch in den Arm und erwiderte ebenfalls die Küsse auf die Wangen, wie Nanami sie ihr zuvor gegeben hatte. „Wow. Mit der Begrüßung hätte ich jetzt so nicht gerechnet. Und ja.. Ich bin wieder hier.“ Sie lächelte Nanami an und hatte auch in ihre Muttersprache gewechselt. „Es ist allerdings auch noch etwas ungewohnt, wieder hier zu sein. Und um ganz ehrlich zu sein, ich hatte damit gerechnet, dass zumindest du und Jilko böse mit mir wäret. Immerhin habe ich euch beide einfach so stehen gelassen. Schande über mein Haupt.“ Bei Nanamis Blitzen in den Augen und diesen in die Seiten gestemmten Armen ihrerseits, biss sich Sam leicht auf die Unterlippe, um nicht laut loslachen zu müssen. Wie sollte sie sie so ernst nehmen? „Ich hoffe mal, wir sind auch weiterhin noch Freundinnen.“ Sie zwinkerte ihr zu und ließ sich dann, ohne Gegenwehr, von ihr in das Büro ziehen. Sicherlich hatte sie die Techniker kurz mit einem Nicken gegrüßt, sonst aber keine weitere Beachtung geschenkt. Ihre volle Aufmerksamkeit lag nun auf Nanami, immerhin hatten die beiden einiges auszutauschen. Sam war ja nicht einfach so, wie das Jahr zuvor, für ein paar Wochen verschwunden bzw. verschleppt worden. Nein, sie hatte ihre Freundin über Monate hinweg, ohne jegliche Information über ihren Verbleib, im Stich gelassen. Sicherlich konnte Samantha sich glücklich schätzen, dass man ihr vergeben hatte, doch nun musste sie Rede und Antwort stehen. Das war sie in diesem Moment Nanami schuldig.

    Sie setzte sich und sah Nanami dabei weiterhin an: „Nein, schwanger bin ich nicht mehr. Das hast du gut erkannt. Und ich werde es mir sicherlich nicht nehmen lassen, dir nun alles zu erzählen. Von daher darfst du mir gerne einen Orangensaft replizieren.“ Sam wartete dann darauf, dass Nanami sich selbst auch etwas replizierte und Platz genommen hatte. Anschließend sah sie sie an, um ihr, wie versprochen, alles zu erzählen.

    „Der kleine Wonneproppen ist mittlerweile schon 4 Wochen alt. Wie die Zeit vergeht.“ Sie lächelte sanft und nahm einen Schluck aus ihrem Glas. „Ich glaube, ich war noch keine Woche wieder hier, da hatte er sich schon entschieden, dass er nun doch Mama und Papa kennen lernen will. Wir haben uns entschieden, ihn Nuno Carlos Junior zu nennen, in Gedenken an Jilkos Vater. Der Vorschlag kam allerdings von mir. Ich glaube, das hat Jilko ganz schön umgehauen. Erst die Geburt seines Sohnes und dann schlägt ihm seine zukünftige Frau auch noch vor, das Kind nach seinem Vater zu benennen.“ Sam grinste, als sie daran dachte, wie Jilko sie damals angesehen hatte, als klar war, wie sie den Kleinen nennen würden. Dieses Bild, wie er seinen Sohn das erste Mal im Arm hielt und ihm leise seinen Namen zu flüsterte, das würde Sam niemals vergessen. Es war einmalig gewesen. „Vielleicht kannst du ja demnächst mal bei uns vorbei kommen. Dann kannst du ihn kennen lernen. Jilko hat sicherlich nichts dagegen, zumindest hat er nichts dagegen zu haben.“ Sam entschied das nun einfach so über Jilkos Kopf hinweg. Jedoch wusste sie, dass die beiden sich auch gut verstanden. Immerhin hatten Jilko und Nanami zusammen gehalten, als Sam vor über einem Jahr entführt wurde.

  • Nanami replizierte ihr das Gewünschte und sich selbst einen starken Kaffee. Sahne statt Milch. Eine alte Angewohnheit von ihr, die eher aus einem Zufall heraus entstanden war. Einem Mangel an Milch im Haushalt und der Erkenntnis, dass Sahne die ganze Sache eigentlich nur noch reizvoller machte. Also war sie dabei geblieben. Dann setzte sie sich zu Sam, schlug die schlanken Beine übereinander und lauschte ihren Erzählungen. An der ein oder anderen Stelle hoben sich ihre Mundwinkel. Hmm. Ein Kind. Ein Sohn. "Kann ich mir vorstellen", hakte sie ein ob der Feststellung, dass es Jilko umgehauen haben musste, dass Sam ihm den Namen des Vaters hatte geben wollen. "Dann ist es wieder ernst bei euch, hmm? Zwischenzeitlich hab ich mir ganz schön Sorgen um euch gemacht. Aber wenn du sogar gewillt bist, deinen Sohnemann nach Jilkos Vater zu benennen... ich meine, wenn's doch noch schief geht zwischen euch, hast du jetzt ein Kind, dessen Name dich für immer und ewig an den Vater erinnert. Wobei..." Sie runzelte akut die Stirn, schmeckte den eigenen Lücken in ihrem Gedankengang nach. Erneut hob sich ein Mundwinkel in spontaner Selbstironie. "... vermutlich erinnert ein Kind sowieso immer an den Vater. Oder diesen an die Mutter. Lässt sich wohl nicht vermeiden." Ein Gedanke kreuzte ihren Geist, den sie lange nicht mehr gehabt hatte. War es bei ihr auch so gewesen? Hatten ihre Eltern an den jeweils Anderen gedacht, wenn sie sie angesehen hatten? Als Jugendliche war er ihr ein paar Mal gekommen, aber sie erinnerte sich nicht wirklich daran, Gespräche darüber geführt zu haben. Weder mit ihrer Mutter, bei der sie zu dieser Zeit auch nicht gelebt hatte, noch mit ihrem Vater, bei dem es irgendwie... unangebracht zu sein schien, diese Frage zu stellen. All das war nur in ihrem Inneren geschehen. "Ich find's toll, dass ihr wieder zusammen seid", schloss sie ihre Ausführungen in Zusammenfassung ihrer Überlegungen und sah erst jetzt wieder zu Sam auf. "Ist bestimmt schön, wenn die Eltern ein Paar sind, während man aufwächst." Ihre Stimme klang ruhig. Nichts Bitteres schwang darin mit, aber anhand der Formulierung allein wurde bereits deutlich, dass das bei ihr wohl nicht der Fall gewesen war.

    Bei Sams Angebot schmunzelte sie leicht. "Ich komme gerne bei euch vorbei", stimmte sie zu. "Aber ich muss dir ein Geheimnis verraten. Ehrlich gesagt... bin ich ein bisschen... hrm... befangen, wenn es um Babys geht. Ich glaube, ich bin da ein bisschen falsch verdrahtet. Hab nie verstanden, was andere Frauen so verrückt auf sie macht. Ich meine... man geht auseinander, es wird einem übel, man kann nicht richtig laufen, nicht richtig schlafen, muss sie irgendwie wieder aus sich raus bekommen..." Schrecklicher Gedanke! "... und danach... kann man wieder nicht schlafen, wird ausgesaugt, sie haben einen Selbstzerstörungsknopf, den man nicht versehentlich pressen sollte und ständig starren sie einen mit ihren riesigen Augen an, als habe man was falsch gemacht. Falsch gefüttert, falsch gewickelt, falsch gesungen, falsch geschaukelt, falsch geatmet. Ich weiß nicht. Babys machen mir irgendwie... Angst." Sie schloss die Ausführungen, die ein wenig überschwänglich aus ihr heraus gebrochen waren, mit diesem äußerst verlegen klingenden Satz ab. Die große Sicherheitschefin des Shepard Space Centers. Die Herrin der Torpedos. Angst vor Babys. Sie hörte selbst, wie absurd es klang. Beschämt lachte sie leise auf und vergrub das Gesicht für einen Moment in den Händen. "Du musst mich für verrückt halten", resümierte sie, wie eine hormonell normal aufgestellte Frau sie wohl im Allgemeinen einstufen musste. Ihrer Einschätzung nach. Dabei war sie -ihres Wissens nach- eigentlich vollkommen gesund. Dennoch verspürte sie keinerlei Verlangen nach einem Kind. Es reichte schon, dass sie bald Tante werden würde. Um das Halten dieses Babys würde sie wohl kaum herumkommen ohne dabei ihren Bruder zu kränken und das war etwas, das sie zu vermeiden suchte. Sie wusste, Isamu konnte sich an Kränkungen durchaus eine Weile aufhalten, wenn man ihn auf dem falschen Fuß erwischte.

  • Jilko hatte in seiner Abteilung also alles nun geklärt und geregelt so das er nun erstmal zu seiner Mutter gegangen ist um nach dem Kind zu schauen, es war im sehr wichtig das es demKind gut geht und Eca sich Liebevoll um das Kind kümmerte, während Sam bei Nanami im Büro war und dort mit ihr geredet hatte, schaute er nach seinem Kind. Als er wenige Minuten später bei seiner Mutter war, hatte er den kleinen direkt gesehen und nahm diesen auf dem Arm. Als er ihn nun auf dem Arm stellte er erneut fest wie stolz und glücklich ihn das Kind gemacht hatte, er hatte es an sich gekuschelt um einfach zu Spüren was Sam ihm da Geschenkt hatte, Nuno Carlos Jr. ist und bleibt einfach ein Geschenk Gottes. Nachdem er nach seinem Kind geschaut hatte ließ er Mutter und Kind alleine und machte sich nun auf dem Weg zur Nanamis Büro, während er auf dem Weg war, war er mit den Gedanken bei seiner Verlobten und bei dem Gemeinsamen Kind. Am Büro angekommen betätigte er den Summer und wartete darauf rein gelassen zu werden.

  • Sam lauschte Nanamis Worten und spielte ab und an mit dem Glas, welches sie nun doch auf dem Tisch vor sich abgestellt hatte. „Hattest du nur deshalb Sorge um uns, weil ich solange nicht da war, oder einfach generell? Und wegen des Namens fand ich es schon wichtig, wenn es schon einen Stammhalter in der Familie Samaras geben wird, dass der Name einen Bezug zu den bereits verstorbenen hat. Leider gehört Jilkos Vater dazu und er bedeutet meinem Zukünftigen immer noch sehr viel.“ Sie atmete kurz durch, überlegte einen Moment und sah Nanami dann an. „Das lässt sich keinesfalls vermeiden. Aber ich denke, es ist immer eine Frage dessen, wie die Eltern auseinander gegangen sind, wenn das Kind einen irgendwann mal an den jeweils anderen erinnern wird.“ Nanami hatte ihr zwar noch nie wirklich von der Trennung ihrer Eltern erzählt, aber Sam konnte sich so etwas schon denken, vor allem nachdem Nanami es angesprochen hatte, dass es schön sei, wenn die Eltern zusammen wären, wenn man als Kind aufwuchs.

    Während Nanami nun auf das Kinderkriegen und Babys an sich zu sprechen kam, grinste Sam amüsiert. Sie konnte ihre jüngere Freundin verstehen, immerhin hatte es eine Zeit in ihrem Leben gegeben, da hatte sie genauso gedacht. „Das ist vollkommen in Ordnung, dass du so denkst. Ich glaube, es gibt viele Frauen, die so denken und ich habe das früher auch mal gedacht. Aber ganz ehrlich, ich bin so froh, dass Nunu da ist und vor allem, dass er gesund ist. Wenn du dann zu uns kommst, werde ich dich sicherlich nicht zwingen, ihn auf den Arm zu nehmen oder so. Ganz im Gegenteil. Wenn du magst, kannst du ihn gerne mal halten, wenn nicht, dann nicht. Ist alles vollkommen okay. Aber ich muss dazu sagen, er ist ein sehr einfaches Kind. Jilko ist manchmal auch noch unbeholfen, wenn es darum geht ihn zu halten oder zu wickeln, aber groß losgeschrien hat der Kleine noch nicht.“ Sie seufzte leise. „Insgeheim hoffe ich ja, dass Nunu so unkompliziert bleibt.. Aber ganz ehrlich – ich glaube spätestens in der Pubertät wird sich das ändern.“ Sie lachte leise und lehnte sich leicht zurück. „Ich halte dich nicht für verrückt. Nicht jede Frau will Kinder oder ist dafür gemacht. Da ist doch nichts dabei. Und es wird für mich auch definitiv kein Grund sein, die Freundschaft mit dir zu beenden.“ Kurz zwinkerte Sam und fügte dann noch hinzu: „Eine Freundin von mir hat mir einmal gesagt, dass sie es gruselig fände, schwanger zu werden. Immerhin würde dann ja innerhalb von neun Monaten ein Wesen in einem heranwachsen. Kurze Zeit habe ich durchaus an etwas anderes denken müssen.“

    Sam hatte keinem erzählt, wo sie an diesem Tag hin wollte. Sie hatte Eva gegenüber nur erwähnt, dass sie auf jeden Fall auf Station bliebe. Anscheinend hatte die frischgebackene Großmutter doch Angst, Sam könne erneut verschwinden. Doch das würde sie keinesfalls ohne ihren Sohn tun, sicherlich auch nicht ohne Jilko. Immerhin wollte Sam diesen verrückten Halbspanier immer noch heiraten, auch wenn der Gute noch nichts von seinem Glück ahnte.

    Als der Summer betätigt wurde, sah Sam Nanami nur fragend an: „Erwartest du noch jemanden?“