• Stille breitete sich über der Insel aus. Die Nacht war klar und die Sterne leuchteten so hell wie noch nie. Kein Tier in den angrenzenden kleinen Wäldern zeigte sich, oder gab ein Geräusch von sich. Ssihanna streifte durch die angenehm kühle Nacht, immer öfters nutzte sie den Abend und die Nacht um alleine zu sein und ihren Gedanken nach zu hängen. Die kleine Insel nahe des Stammhauses auf Auriga, bot sich für dafür an. Auf einer Lichtung nahe des Ufers, welches mit Felsen gespickt war, blieb sie stehen. Sie hob den Blick zu den Sternen und schloss die Augen, während sie einen tiefen Atemzug machte. Sie trug einen kleinen Stoffbeutel bei sich, aus dem sie ein kleines viereckiges Tuch zog. Dieses Tuch war verziert mit dem Banner des Hauses Karamor und dem Namen ihres Vaters.


    Ssihanna kniete sich in das weiche Gras, nahm eines der Tücher und hielt es in die Luft. „Als Zeichen meiner Ehrerbietung und im Andenken an unsere Verstorbenen, nimm dir dieses Geschenk“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde das Tuch von einer Windböe erfasst und nach oben gezogen. Ssihanna ließ die arme sinken und fing an mit bloßen Händen ein Loch in den Boden zu graben. Anschließend legte sie das Tuch hinein.„Als Zeichen meiner Ehrerbietung und im Andenken an unsere Verstorbenen, nimm dir dieses Geschenk“Langsam schob sie die lockere Erde über das Loch und erhob sich wieder. Sie lief ein Stück in Richtung der Felsen und zog ein drittes Tuch aus dem Beutel. Mit einer Hand hielt sie es in die Höhe und zündete mit der anderen das Stück Stoff an. „Als Zeichen meiner Ehrerbietung und im Andenken an unsere Verstorbenen, nimm dir dieses Geschenk“
    Nachdem nur noch Asche übrig war, kletterte sie über die Steine und kniete sich in das seichte Wasser. Erneut zog sie das letzte Tuch aus dem Beutel, drückte es sich an ihr Gesicht und atmete tief ein, ehe sie es im Meer versenkte. „Als Zeichen meiner Ehrerbietung und im Andenken an unsere Verstorbenen, nimm dir dieses Geschenk“


    Langsam erhob sie sich „Feuer, Wasser, Erde, Luft. Ihr vier Elemente wacht über unsere liebenden und begleite Sie auf ihrer weiteren Reise“


    Sie blieb noch eine weitere halbe Stunde beinahe bewegungslos im Wasser stehen, ehe sie sich umdrehte und den Rückweg zum Dojo antrat.

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
    Sollte ich gezwungen sein, mich selbst, meine Grundsätze oder meine
    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
    dann ist dies meine Waffe."


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  • Zwei Stunden später…
    Ssihanna hatte geplant, die Nacht hier zu verbringen, auch wenn sie hier und heute alleine war. Sie hatte die Zeit genutzt, seit sie vom Strand wiedergekommen war, um in der Trainingshalle einige Übungen zu machen. Viele Gedanken gingen ihr durch den Kopf die sie zu sortieren versuchte. Sie hatte ihren Vater verloren und gleich danach beinahe ihre beste Freundin. Ihr Griff um das Bokutō wurde plötzlich fester, so dass man das weiße ihrer Fingerknöchel sehen konnte. Von einem auf den anderen Moment, verlor sie die Kontrolle über sich und fing an, voller Zorn auf die Übungspuppe einzuschlagen. Tränen der Wut und Trauer liefen ihr über das Gesicht während sie mit einem lauten Schrei, das Übungsschwert quer durch den Trainingsraum an die gegenüberliegende Wand schleuderte. Langsam sank sie auf die Knie und ließ den Gefühlen freien Lauf. Hier war sie alleine und niemand würde sehen, dass sie schwach wurde. Es wurde Tag zu Tag schwerer, die Fassade aufrecht zu erhalten. Als sie sich wieder beruhigt und ihre Atmung unter Kontrolle gebracht hatte, erhob sie sich und verließ die Halle, um sich auf den Weg zu ihrem Schlafplatz zu machen. Es war inzwischen weit nach Mitternacht und sie musste wenigstens versuchen, ein wenig Schlaf zu bekommen.



    Der Raum war dunkel und es war nichts zu hören, aus das gleichmäßige brummen, das an einen Warpkern erinnerte. Mit flatternden Lidern öffnete Ssihanna die Augen, doch es blieb dunkel. Selbst als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, konnte sie nur vage Umrisse von Geräten wahrnehmen. Plötzlich wurde der Raum durch ein grelles Licht erhellt und ein stechender Schmerz durchzuckte ihre Lider. Reflexartig wollte sie die arme zum Schutz über ihre Augen halten, doch sie stieß auf Widerstand. Beide Arme waren an den Handgelenken mit Lederriemen gefesselt. Als das Licht langsam dunkler wurde, konnte sie erkennen wo sie sich gerade befand. Ihr Herz fing an schneller zu Klopfen und hinderte sie beinahe daran zu atmen. Keuchend zog sie an den Riemen, die sich nicht lockerten. Sie war auf der Krankenstation der Anarhai, aber niemand war zu sehen. Das Schiff schien wie ausgestorben und es war warm, sehr warm. Schweißperlen hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, die langsam über ihr Gesicht nach unten liefen. Sie rief um Hilfe doch niemand antwortete. Sie schloss die Augen und versuchte gleichmäßig zu atmen, doch es viel ihr schwer angesichts der Tatsache das es immer heißer wurde. Vermutlich hatten arbeiteten Umweltkontrollen nicht richtig, sowas passierte hin und wieder schon mal. Sie nahm ein leises Zischen wahr, welches ihr signalisierte das die Türen der Krankenstation geöffnet wurde. Erleichtert atmete sie aus. „Gott sei Dank ist jemand hier…macht mich los, mir geht es…“ Den Satz konnte sie nicht mehr zu ende sprechen, denn eine große, starke Hand legte sich um ihren Hals und drückte zu. Sie riss voller Panik die Augen auf und sah in das Gesicht ihres Vaters, oder dass was mal ihr Vater war. Der Borg versuchte sie zu töten und es würde ihm auch gelingen, denn sie bekam keine Luft mehr…


    Ein markerschütternder Schrei hallte durch die Räume des Dojos, als Ssihanna schweißgebadet aus dem Schlaf hochfuhr und keuchend atmete. Sie war durchnässt von Schweiß und Tränen, die dieser Traum ihr beschert hatte.

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
    Sollte ich gezwungen sein, mich selbst, meine Grundsätze oder meine
    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
    dann ist dies meine Waffe."


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  • Es war inzwischen weit nach Morgengrauen und langsam ging die Sonne auf. Es schien ein schöner Tag zu werden, doch Ssihanna konnte ihn einfach nicht genießen. Der Traum von letzter Nacht, steckte ihr noch in den Knochen und sie fühlte sich schlecht. Nachdem sie eine Ausgiebige Dusche genommen hatte, schlüpfte sie in ihre Klamotten und trat den Rückweg zum Stammhaus an. Am liebsten würde sie noch ein paar Tage hierbleiben, doch das war nicht möglich, da sie ja durchaus noch andere Verpflichtungen hatte.


    Eine Stunde später saß sie in der Küche des Hauses und stocherte in ihrem Frühstück herum. Essen war etwas, das ihr gerade in letzter Zeit als sehr lästig erschien. Sie wusste, dass sie essen musste, denn sonst würde sie nicht bei Kräften bleiben, aber jedes Mal wenn sie einen Bissen in den Mund nahm, wurde ihr übel und am liebsten hätte sie es wieder ausgespuckt. Doch um auch hier den Schein zu wahren, würgte sie so viel wie nötig runter. Eine halbe Stunde später saß Ssihanna auf ihrem Pferd und machte sich auf den Weg in das nahe gelegene Dorf. Dort hatte würde sie dem Sohn einer befreundeten Familie ein wenig Sprachunterricht in romulanisch geben. Sie wählte bewusst das Pferd als Fortbewegungsmittel, da sie so die frische Luft und die Sonnenstrahlen ein wenig genießen konnte. Sie stieg auf das Pferd "Los geht es aen’rhien, wir haben ein gutes Stück Weg vor uns."Sie gab ihrem Pferd die Sporen und schoss über den Kiesweg der Feste hinunter, fegte durch das Tor und steuerte auf die offenen Wiesen und Felder zu. Sie besuchte die Familie so oft es ihre Zeit zuließ und sie hier auf Auriga war. Da es meist einen ganzen Tag in Anspruch nahm, machte Ssihanna bei der Hälfte des Weges an einem kleinen Bachlauf eine Pause. Die tat ihr und auch aen’rhien sehr gut und beide konnten sich Beine und Hufe vertreten.


    45 Minuten später….
    Ssihanna lag im hohen Gras, aen’rhien graste zufrieden am Flussufer und die Vögel sangen fröhlich ein Lied. In solchen Momenten konnte sie abschalten und für einen Augenblick all das schlimme vergessen. Sie schloss die Augen und konzentrierte sich ganz auf die Geräusche der Natur.


    Ein gleichmäßiges schleifendes Geräusch mischte sich zwischen das Vogelgezwitscher und den Wind, der durch die Baumkronen wehte. Sie öffnete die Augen und blickte gen Himmel, der sich plötzlich zugezogen hatte. Dunkle Wolken waren zu sehen und es wurde schlagartig kälter. Ssihanna richtete sich auf und erklärte die Pause für beendet. Sie sah sich nach ihrem Pferd um, doch konnte sie ihn nirgends sehen. Schnell sprang sie auf und rief nach ihm, doch von dem schwarzen Pferd war nichts zu sehen und zu hören. Eventuell hatte er sich vor dem aufkommenden Unwetter in Sicherheit bringen wollen, doch normalerweise tat er es nicht alleine und weckte sie mit einem stups gegen ihren Arm. Sie lief in Richtung des angrenzenden Wäldchens und fing dort mit ihrer Suche an. Immer wieder rief sie seinen Namen und lauschte dann ein paar Minuten. Irgendwann jedoch, erreichte sich eine der vielen Hütten, die für diverse Übernachtungen dienten. Dort sah sie ihn stehen. Friedlich als wäre nichts gewesen. Schnellen Schrittes lief sie zu ihm rüber "Warum läufst du denn weg" Sie sprach leise mit ihm und vernahm dann aus dem inneren der Hütte Geräusche. Eventuell waren Wanderer hier um rast zu machen und sich vor dem Unwetter zu schützen. "Hallo? Ist jemand hier?" Sie schob langsam die Tür auf und sah eine junge Frau, die mit dem Rücken zum Eingang am Herd in der kleinen Kochnische stand. Ssihanna erkannte sie auch von hinten und war sichtlich erfreut "Sanju? Hey..schön dass du hier bist. Wie kommst du so schnell hier her?" Schnell lief sie auf die Frau zu und legte eine Hand auf ihre Schulter um sie zu sich zu drehen und mit einer Umarmung zu begrüßen. Doch noch während sie die junge Frau zu sich drehte, zeigte sich ein Bild des Grauens. Das Gesicht der Frau war linksseitig eingefallen. Offene Wunden aus denen Blut und Eiter quollen, waren zu sehen. Ssihanna sprang mit einem Satz nach hinten weg und stieß gegen eine zweite Person, die gerade die Hütte betreten hatte. Arme wie Schraubstöcke legten sich um sie und hielten sie fest, während die Frau auf sie zu kam Ssihanna versuchte sich aus dem Griff zu befreien doch sie hatte keine Chance. Plötzlich ging alles ganz schnell und die Frau sprang auf sie zu, versenkte die Zähne in ihrem Hals und riss ihr ein gutes Stück Fleisch heraus…


    Schreiend fuhr Ssihanna aus dem hohen Gras hoch. Sie musste so laut geschrieen haben, dass einige Krieger, die hier auf der Jagd waren sofort mit erhobenen Waffen angerannt kamen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte sie die Krieger an und drückte sich die Handfläche auf die Brust. Sie bekam kaum noch Luft und war, wie schon in der Nacht, schweiß gebadet.

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
    Sollte ich gezwungen sein, mich selbst, meine Grundsätze oder meine
    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
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  • Eine Woche später.
    Seit dem letzten schlimmen Traum, den Ssihanna gehabt hatte, ist einiges an Zeit vergangen. Viel Schlaf hatte sie in der Zeit nicht bekommen, da sie extrem angespannt war. Der Termin zur Verhandlung stand an und sie hatte ihn mehr oder weniger über sich ergehen lassen. Erinnern konnte sie sich nicht mehr an alles, da ihre Konzentration ein erschreckend niedriges Level erreicht hatte. Am Ende der Woche war sie froh, dass alles vorbei war. Sie hatte sich für eine Weile vom Dienst freistellen lassen denn in ihrem Zustand war es ihr fast unmöglich, an einem Einsatz teilzunehmen.


    Die Sonne ging gerade am Horizont unter und Ssihanna saß in ihrem Zimmer um den Versuch zu starten, ein Buch zu lesen. Nach mehreren kläglichen Versuchen, legte sie es zur Seite, erhob sich und verließ ihr Zimmer. Sie wollte in die Küche, um sich dort etwas zu trinken zu holen. Um diese Uhrzeit war in dem Bereich der Feste nur noch recht wenig los. Die meisten verbrachten den Abend in der großen Halle mit Blutwein und Gesprächen. Ssihanna selbst suchte im Moment keine Gesellschaft da sie ohnehin nicht wusste, was sie erzählen sollte. Außerdem hatte sie es satt, dass fast jeder sie mit bedauernden Blicken ansah. Vielleicht bildete sie sich das auch nur ein, jedenfalls genoss sie das allein sein in vollen Zügen. Als sie in der Küche ankam, griff sie nach einem Becher und goss sich etwas von dem gekühlten Blutwein ein. Sie nahm einen großen Schluck und leerte ihren Becher in einem Zug, ehe sie sich noch mal nachgoss. Sie stellte den Becher auf dem großen Holztisch in der Mitte ab und stöberte sich durch die Essensvorräte. Eine Kleinigkeit für zwischendurch würde sie hier sicherlich finden. Irgendwo von draußen erklang lautes Gelächter und Ssihanna schmunzelte kaum merklich und stellte die Sachen für ihren abendlichen Snack auf dem Tisch ab.
    Plötzlich vernahm sie aus der hinteren Ecke der Küche Geräusche, jemand schien aus dem Vorratskeller hinauf zu steigen. Sie konnte nicht erkennen um wen es sich handelte, da es in der Küche recht dunkel war. So drehte sie sich wieder zum Tisch und fing an ihr Sandwich zuzubereiten. Nebenbei hörte sie, dass die Holztür zufiel und jemand etwas Schweres über den Boden schleifte. Sie ließ ihr Sandwich liegen und drehte sich um "Warte..ich packe mit an!" Ssihanna ging davon aus, dass jemand einen schweren Sack mit Zilm'kach nach oben brachte, um sie schon mal kühl zu stellen für die Zubereitung am nächsten Tag. Doch als die Person aus dem Schatten trat, realisierte Ssihanna recht schnell, dass es sich hier nicht um einen der Bediensteten und auch nicht um einen Sack mit Obst handelte. Sie keuchte auf als sie erkannte, dass der Borg einen Menschen hinter sich her schleifte. Sanju. Reflexartig zog Ssihanna ihren Dolch, sie war nah genug dran um ihn wenigstens zu verletzen und so ein wenig Zeit herausholen konnte um Hilfe zu holen. Sie preschte auf den Borg zu versenkte den Dolch tief in seinem Bauch. Doch plötzlich änderte sich das Bild und Ssihanna hörte eine Stimme, die ihr nur zu bekannt war. Die junge Frau, die gerade in ihren Armen zusammensackte, war Kali die schon sehr lange als Küchenhilfe hier arbeitete. Ssihanna gefror das Blut in den Adern, als ihr eine warme Flüssigkeit über die Hand lief, mit der sie den Dolch noch immer hielt. Kali schaute mit großen Augen zu ihr auf und jetzt erst besinnte sie sich und schrie aus Leibeskräften "A´WOLAN…WIR BRAUCHEN HIER HILFE!!!"


    Sie ging mit Kali in die Hocke und strich ihr das vom Schweiß verklebte Haar aus dem Gesicht. Es dauerte nicht lange, bis die Stimmen und das Gelächter in der Großen Halle verstummten und A´Wolan heran geeilt kam. Ssihanna war leichenblass und stand unter Schock. Das war das erste mal, das sich Traum und Realität vermischten und sie jemanden verletzte.

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
    Sollte ich gezwungen sein, mich selbst, meine Grundsätze oder meine
    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
    dann ist dies meine Waffe."


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  • Der Abend hatte sich gestaltet wie die meisten anderen Abende auf Tron'Jenar es ebenfalls taten. Kurz vor Sonnenuntergang war in der Großen Halle das Abendessen aufgetischt worden und Iman'Dra hatte sich mit den zur Zeit anwesenden Mitgliedern der fürstlichen Familie an der Tafel in der Mitte der Halle niedergelassen. Im Augenblick war die Anzahl der Anwesenden allerdings nicht sonderlich hoch, denn abgesehen von den noch unmündigen Kindern von Epetai und Zantai, Khi'LeisaH und Arju'Tai, sowie ihrer eigenen Tochter Dara'Jan befanden sich neben Iman'Dra selbst nur noch der alte Mogh'Tar und Ssihanna im Haus. D'Ankwar, Nina, SoH'rajan und Corum gingen derweil ihren jeweiligen Aufgaben nach, die sie zum Teil weit von zu Hause wegführten. Iman'Dra störte es jedoch nicht weiter. Die Phasen, in denen Mogh'Tar, sie und die Kinder Tron'Jenars die Einzigen am Familientisch waren, gab es regelmäßig und zuweilen gefiel es ihr so. Es zeugte von Alltag und dem guten Gefühl, dass alles seinen Gang ging. Denn wenn wirklich alle an diesem Tisch versammelt waren, gab es bestenfalls etwas zu feiern - schlimmstenfalls jedoch stand eine Krise ins Haus. Und von diesen hatte Iman'Dra nach Ravsais Tod und ihrem eigenen, knappen Entkommen vor einer Auslieferung ins Empire fürs Erste reichlich genug.
    "Ssihanna ist schon wieder nicht zum Essen gekommen." Iman'Dra sah bei diesen Worten auf und zu Dara'Jan, die diese geäußert hatte und folgte unweigerlich deren Blick zu dem leeren Platz ihrer Nichte. Innerlich seufzte sie. Dara'Jans Tonfall sprach von leisem Kummer und von Sorge, was Iman'Dra nicht verwunderte. Ihr kleines Mädchen trug immer schwer daran, wenn jemand in der Familie litt und sie wusste, dass sie selbst daran nicht unschuldig war. Dara'Jan hatte damit aufwachsen müssen, dass ihre Mutter sich in den frühen Jahren ihrer Kindheit oft von der Familie - zeitweise sogar von ihrem Kind selbst - abgeschottet hatte, von Trauer um Henry gepeinigt und gequält. Dara'Jan hatte oft zum Klang der Klageschreie Iman'Dras einschlafen müssen und hatte früh gelernt, die wechselnden Stimmungen ihrer Mutter wahrzunehmen und einzuschätzen, sodass sie im Laufe der Zeit ein ebenso feines Gespür für die Stimmungen Anderer entwickelt hatte. Und nun schlich sie bereits seit Tagen unruhig vor Ssihannas Zimmer herum, in dem diese sich meist aufhielt, wenn sie sich denn in der Feste befand und nicht nach draußen flüchtete, um allein zu sein.
    Auch Iman'Dra machte sich Gedanken um ihre Nichte. Seit sie vor einigen Jahren dem Weg ihres Onkels und ihrer Tante in die militärischen Spezialkräfte der Föderation gefolgt war, hatte sie sie nicht mehr so häufig zu Hause gesehen wie es zur Zeit der Fall war. Zu Beginn war Iman'Dra schlicht davon ausgegangen, dass sie blieb, um bei ihrer Mutter zu sein, dieser eine Stütze zu sein in der schweren Zeit, die sie beide durch den Tod des Ehemanns und Vaters zu bestehen gehabt hatten, doch im Endeffekt war es SoH gewesen, die zuerst die schützende Umgebung Tron'Jenars verlassen und sich wieder ihren Aufgaben gestellt hatte, während Ssihanna noch immer hier war.
    Es war nicht so, dass Iman'Dra etwas dagegen gehabt hätte, dass es so war. Ssihanna gehörte zur Familie und die Tore der Feste standen ihr offen, wann immer und so lange sie dem Schutz dieser Mauern bedurfte. Dafür war ein Zuhause da. Es war noch nicht einmal so, dass sie etwas gegen das permanente Zurückziehen Ssihannas gehabt hätte. Sie selbst war jahrelange Expertin in eben dieser Verhaltensweise und hatte wohl als Allerletzte das Recht, diesbezüglich Vorwürfe auf den Lippen zu tragen. Es war vielmehr das Gefühl der Hilflosigkeit, das sie dabei zuweilen unleidig werden ließ. Zum ersten Mal seit langem war sie selbst nicht das primäre Opfer der Trauer, sondern befand sich in der Rolle des liebenden Beistehers, während jene destruktive Dunkelheit ein Mädchen heimsuchte, das sie bereits als kleines Kind in den Armen gehalten hatte. Und sie musste feststellen, dass diese Rolle kaum dankbarer war, als selbst in Dunkelheit zu versinken.
    "Kommt denn Ssihanna gar nicht mehr zu uns, SoS?", riss Dara'Jans Stimme sie erneut aus ihren Gedanken. Iman'Dra zwang ihre Aufmerksamkeit zu ihr zurück. "Das muss Ssihanna selbst entscheiden, Kind", erwiderte sie, fuhr jedoch gleich fort, da sie ihr eine Ablenkung verschaffen wollte. "Aber sei so gut und lauf zu A'Wolan. Sag dem alten Kauz, er soll mit dir kommen und mit uns essen." Wie geplant griente Dara'Jan bei diesem Auftrag und schlüpfte von ihrem Stuhl, nur um im Hüpfsprung die Halle zu verlassen und den alten Hausheiler aufzusuchen. Iman'Dra hob einen Mundwinkel. Sehr schön. Dara'Jan war mitunter leicht zufrieden zu stellen.


    So saßen die drei Kinder und die drei Erwachsenen etwa eine Stunde später recht gemütlich beisammen. Die Sonne war gerade erst untergegangen und die ersten Sterne zeigten sich in der Dämmerung über Auriga. Das Essen war schmackhaft gewesen, der Blutwein für die Erwachsenen noch schmackhafter und die Kinder begannen bereits zu gähnen und sich auf ihren Stühlen zu räkeln. Iman'Dra beobachtete latent amüsiert, wie besonders die beiden Mädchen es zu verstecken versuchten, während der kleine Arju'Tai schon vor einem Weilchen auf den Schoß seiner Tante gekrochen war und nun an sie angeschmiegt döste. Iman'Dra strich ihm sanft übers Haar und setzte gerade an, den Mädchen zu sagen, dass sie sich allmählich nach oben begeben sollten, als dieser Satz im Keim erstickt wurde.
    "A´WOLAN… WIR BRAUCHEN HIER HILFE!!!"
    Einen Moment lang schien jeder in der Halle zu erstarren. Iman'Dra konnte sich nicht erinnern, Ssihannas Stimme schon einmal so aufgelöst, so voller Panik gehört zu haben. Die Spannung war fast greifbar, die in der Luft lag, als jedem von ihnen - selbst den Kindern - klar wurde, dass etwas Furchtbares passiert sein musste.
    Dann ging plötzlich alles ganz schnell und Stuhlbeine kratzten laut über den Steinboden, als sie geschlossen aufsprangen. Iman'Dra reichte ihren verwirrten, schläfrigen Neffen einer Dienerin an ohne sich lange damit aufzuhalten, bevor sie den Anderen mit hastigen Schritten folgte. Ihrer aller Eile war so groß, dass Iman'Dra sich nicht einmal die Zeit nahm, Dara'Jan und Khi'LeisaH das Mitkommen zu verbieten.
    Bei der Küche angekommen, aus der der Schrei nach oben gedrungen war, wäre sie dann allerdings beinahe gegen die beiden gestoßen, die in der Tür stehen geblieben waren und sich nicht rührten. Ein wenig unwirsch drängte sie sich an ihnen vorbei und brauchte einen Moment, um die grauenhafte Szene vor ihren Augen überhaupt zu begreifen: A'Wolan kniete bei der jungen Kali, einem der Küchenmädchen. Diese lag leichenblass und zitternd vor Schmerz und nahender Todeskälte in Ssihannas Armen und das Heft eines Dolches ragte aus einer tiefen Bauchwunde hervor. Mehr war von der Waffe nicht mehr zu sehen, die Klinge war komplett in die junge Menschenfrau eingedrungen und Blut strömte unaufhörlich aus der Wunde hervor, bedeckte Kalis Kleidung, den Boden, die Helfenden. A'Wolan tat sein Bestes, um die Blutung zu stillen, doch Iman'Dra wusste, dass die junge Frau längst verblutet wäre, würde der Dolch nicht noch in ihr stecken. Sie ahnte, dass es zu spät war, glaubte selbst zu spüren, wie jeder Herzschlag dafür sorgte, dass weniger und weniger Lebenskraft in ihr übrig blieb.
    Es dauerte wohl nur etwa zwei Minuten, bevor eintrat, was Iman'Dra befürchtet hatte, doch es fühlte sich länger an. Der Tod Unschuldiger fühlte sich immer länger an. Als die Augen des Menschenmädchens schließlich brachen, atmete sie tief durch. Sie sah, wie A'Wolan den Blick senkte, spürte das entsetzte Starren der beiden Kinder in ihrem Rücken, die Kali recht gut gekannt hatten, hörte Mogh'Tars leises Fluchen - doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich nun gänzlich auf Ssihanna aus. In das lähmende Schweigen hinein, hallten ihre festen Schritte auf dem Boden wieder, als sie nun gänzlich herein kam. A'Wolan sah auf und setzte an etwas zu sagen, doch ihr scharfer Blick schnitt ihm das Wort ab und selbst Mogh'Tar blieb stumm in diesem Moment, in dem sehr deutlich wurde, dass nicht die Tante, sondern die Herrin der Feste den Raum betreten hatte.
    Iman'Dra blieb neben der Leiche stehen, neigte sich hinab und zog den Dolch mit einem festen Ruck aus dem toten Leib hervor. Nun machte es keinen Unterschied mehr. Einen Moment lang betrachtete sie diesen und verifizierte still für sich, was sie bereits aus der Ferne wahrgenommen hatte, bevor sie das Blut, das an der Klinge haftete, an ihrem Waffenrock abwischte. Dann warf sie Ssihanna die Waffe mit steinerner Miene vor die Füße. "Du solltest ihn zurücknehmen. Er gehört dir doch - nicht wahr?", sagte sie leise. Ihre Stimme war ruhig, doch Ssihanna kannte ihre Tante gut und lange genug, um den tiefer liegenden Zorn heraushören zu können, der recht schnell an die Oberfläche gelangte, als sie nicht sofort reagierte. Iman'Dras Tonfall nahm an Schärfe zu. "Nimm ihn! Und steh auf, wenn ich mit dir rede!", fuhr sie ihre Nichte an, griff nach deren Arm und zerrte sie grob auf die Beine. Es war ihr gleich, ob sie stehen konnte oder nicht. Sie musste sich ohnehin beherrschen, ihre Fäuste nicht sprechen zu lassen und es zeugte von ihrer Liebe zu Ssihanna, dass sie es nicht tat. "Komm mit mir... Dara'Jan, Khi'LeisaH, raus hier und nach oben! Mogh'Tar, A'Wolan, kümmert euch um das hier! JETZT!", grollten ihre Befehle an sie alle durch die Küche. Die Kinder kamen gar nicht erst auf die Idee, ihr nicht zu gehorchen und trollten sich sofort, während sich A'Wolan und Mogh'Tar der Leiche und der Beseitigung der Spuren in der Küche widmeten, sehr wohl wissend, was die Herrin mit 'das hier' gemeint hatte.
    Iman'Dra ging derweil hinaus, in der absoluten Erwartung, dass Ssihanna ihrem Befehl nachkommen und ihr folgen würde. Sie hatte gesehen, dass Dara'Jan in Tränen aufgelöst war, was nicht überraschte, doch gerade konnte sie sich darum nicht kümmern. Gerade musste ihr ganzer Fokus auf Ssihanna liegen, die offensichtlich eine unschuldige Bedienstete umgebracht hatte. Doch es musste eine Erklärung dafür geben und Iman'Dra wollte sie hören.

    Iman'Dra Tai Tron'Jenar
    Herrin der Feste


    "There is much to be learned from beasts."


    "All we are, all we are, we are. We are all, all we need."


    "The princess, she is a river filled with tears of sadness and heartbreak."

    Einmal editiert, zuletzt von Iman'Dra joH ()

  • Nach dem Vorfall in der Küche ist eine Woche vergangen. D´Ankwar hatte sie zur Seite genommen und ihr seine Idee, wie man ihr am besten weiterhelfen konnte, erzählt. Sie selbst brauchte nicht lange, um sich mit dem Gedanken anzufreunden und so stand sie einige Tage später in ihrem Zimmer und packte ihre Tasche. Sie und ihr Onkel würden in wenigen Stunden nach Japan fliegen und allein der Gedanke daran, bereitete ihr ein leichtes Kribbeln im Bauch. Sie war sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sicher, ob sie das alles schaffen würde, gerade weil sie noch so labil war. Aber sie vertraute immer auf das Wort ihres Onkels und wenn er der Meinung war das es ihr helfen würde, würde sie alles dafür tun, das es funktionierte.


    Während sie ihre Sachen packte und ihren Gedanken nach hing, hallte ein lautes Poltern durch die Gänge, gefolgt von einem lauten plärren. Ssihanna zuckte zusammen und fuhr ruckartig zur Tür herum. Sie lief aus ihrem Zimmer und den Gang entlang, bis sie das Chaos schon sehen konnte. Vor ihr auf dem Steinboden lag ein großer Berg aus Stoff und Blech und mitten in diesem Berg saß der vierjährige Keanu, der aus Leibeskräften weinte. Seufzend zog sie den kleinen aus dem Chaos raus und nahm ihn auf den Arm "Was treibst du denn hier schon wieder so alleine? Wo ist deine Schwester?"
    Kaum hatte sie die Frage ausgesprochen, hörte sie Khi´leisaH auch schon die Stufen nach oben stapfen und nach ihrem Bruder rufen. "Er ist hier! Ich habe ihn gerettet...Für die Rüstung und den Wandteppich konnte ich allerdings nichts mehr tun" Rief sie ihr entgegen.



    "Ich bin..zu langsam..heute.." Khi kam keuchend bei Ssihanna und ihrem Bruder zum stehen und schaute die beiden an, ehe sie sich das Chaos am Boden betrachtete "Naaaa ganz klasse...Das gibt wieder Stress!" Ssihanna schmunzelte und zuckte mit den Schultern "So schlimm wird es schon nicht werden. Du hast ja immerhin dein bestes gegeben. Ich muss aber jetzt weiter packen, wenn du willst könnt ihr beide mit noch ein wenig Gesellschaft leisten." Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging mit Keanu auf dem Arm wieder in ihr Zimmer. Khi folgte ihr und ließ sich sofort auf das Bett fallen. "Wo geht es denn hin?" Sie schaute neugierig zu Ssihanna. "Dein Vater bringt mich nach Japan...Shizuoka. Ich werde dort hoffentlich eine Weile bleiben können" Khi´leisaH´s Augen wurden sofort Klodeckel groß und sie starrte Ssihanna an. "Echt jetzt? Wie krass. Es wird dir dort sicheer gefallen. Ich war ja schon damals dort mit Dara und Tante Ishika. Es war sowas von toll! Wenn du Zeit hast musst du dir den Fuji angucken..ach und würdest du mir einen Gefallen tun?"


    Sie fing gerade an das geplapper von Khi auszublenden und schnell ihre Tasche zu ende zu packen, als sie merkte das sie aufgehört hatte zu reden und sie fragend anschaute "Ähm..was?" "Ich habe gefragt, ob du mir einen Gefallen tuuuust!" Sie verdrehte die Augen und richtete sich wieder auf dem Bett auf. Jetzt war es Ssihanna, die sie fragend ansah. "Ja na..dann raus damit" Khi holte tief Luft "Würdest du Isamu was von mir mit bringen? Du kannst es ja dort jemandem geben, der es ihm dann geben kann. Du siehst ihn ja bestimmt nicht persönlich..also? würdest du? Hmmmm? Biiittteee!" Ssihanna sah sie blinzelnd an und fing dann an zu lachen "Bevor du gleich noch auf die Knie fällst..hol schon was ich mitnehmen soll, dann packe..." Den Satz konnte sie nicht mehr beenden, da war Khi schon aus dem Zimmer raus und in ihres unterwegs. Ssihanna sah zu Keanu, der inzwischen auf dem Bett saß und spielte. "Verliebt sein scheint einen etwas matschig im Kopf zu machen..Egal in welchem Alter" Da Keanu erst vier Jahre alt war, verstand er natürlich außer matschig, nicht wirklich viel. Aber das reichte schon aus um ihm den Antrieb zu geben und aufzustehen. Er sprang vor Ssihanna herum und trällerte fröhlich "Buddeeeeeellln...jeeetzt buddeeeelln..Ssah Ssah biiitteee" Ssihanna gluckste leise auf und schüttelte den Kopf "Wir gehen jetzt ganz sicher nicht raus und buddeln uns durch deine Sandkiste.." Promt zog er eine Schnute und stapfte wie ein großer aus dem Zimmer. Sie sah ihm nach und kratzte sich leicht am Kopf "Ja ne..ist total in Ordnung..geh nur.." Im selben Augenblick stürmte Khi wieder ins Zimmer und sah ihrem Bruder fragend hinterher "Was hat er?"..."Sandkastendepression"..."Ah..okay. Hier! Das hier kannst du in deine Tasche packen. Es ist allerdings schon eingepackt in Geschenkpapier" Sie nickte und nahm das weiche kleine päckchen entgegen "Hoffentlich vergesse ich nicht, es abzugeben. Aber keine Sorge, er wird es aufjedenfall erhalten..Früher oder später" Sie grinste und nickte Richtung Tür. "Und jetzt lauf deinem Bruder hinterher, nicht das er noch was außeinander nimmt." Mit diesen Worten verließ Khi das Zimmer und kümmerte sich um ihren Bruder.


    Ssihanna lächelte und griff nach ihrer gepackten Tasche, um das Zimmer zu verlassen und sich unten in der großen Halle mit ihrem Onkel zun ihrer Mutter zu treffen...Es wurde Zeit und sie würde all das hier, sicherlich sehr vermissen....

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
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    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
    dann ist dies meine Waffe."


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  • "Tante SoH, Ssihanna darf nicht weggehen ohne sich zu verabschieden!", rief Dara'Jan zum wiederholten Male aus und trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Sie war ihrer Tante wie ein kleiner, beständiger Schatten gefolgt, bereits den ganzen Tag über, wie sie es eben meistens zu tun pflegte, wenn SoHra'jan zu Hause war. Dabei hatte sie entsprechend auf ganz anderem Wege als Khi'LeisaH mitbekommen, dass Ssihanna vorhatte, sie bald zu verlassen und nach Japan zu gehen und seitdem sie es wusste, verfolgte sie die für sie ausgesprochen traurige Vorstellung, dass ihre große Kusine abreisen könnte ohne ihr Auf Wiedersehen zu sagen.
    Und so war sie mit Tante SoH und Onkel D'Ankwar in die Große Halle geschlichen, wo die beiden auf Ssihanna warteten. Bisher hatten sie sie gewähren lassen und es schien Dara'Jan so, als hätten sie nichts dagegen, wenn sie hier gemeinsam mit ihnen wartete. Vertrauensvoll griff sie nach Tante SoHs Hand. "Ich glaube, Ssihanna war richtig traurig in der letzten Zeit, während sie hier war", erzählt sie ihr leise. "Wir haben sie gar nicht viel gesehen..." Und dann war noch die Sache mit Kali passiert, ihrem Küchenmädchen. Dara'Jan hatte sie gekannt und auch gemocht, aber sie war sich sicher, dass Ssihanna einen wichtigen Grund gehabt haben musste um zu tun, was sie getan hatte. Allerdings fragte sie ihre Tante nun nicht danach, denn sie wusste, dass auch sie immer noch traurig war wegen Onkel Ravsai und wollte sie mit so dummen Themen nicht noch trauriger machen. Vielleicht war es schon nicht so geschickt gewesen von Ssihannas schlechter Zeit zu ihr zu sprechen.
    Noch bevor SoH allerdings antworten konnte, sah Dara'Jan ihre große Kusine mit gepackter Tasche in die Halle kommen und prompt löste sie sich von der Hand ihrer geliebten Tante und lief auf Ssihanna zu, verzichtete jedoch darauf sie anzuspringen um auf den Arm genommen zu werden, weil sie dafür allmählich doch zu groß wurde. Stattdessen schlang sie ihre schmalen Arme fest um Ssihannas Taille und schmiegte sich an sie. "Ich will nicht, dass du weggehst, Ssi...", stieß sie hervor, bereute es aber gleich wieder. Sie wollte ihr doch kein schlechtes Gewissen machen. "Ich meine... wenn du weggehen musst, dann ist es natürlich okay. Aber ich werd dich bestimmt vermissen!", beteuerte sie auf jene treuherzige Art und Weise, die ihrem Wesen ganz besonders zu eigen war. Nun erst löste sie sich zumindest soweit, dass sie hoch und Ssihanna in die Augen sehen konnte. "Kommst du denn bald wieder? Oder überhaupt? Du musst mir versprechen, dass du wieder nach Tron'Jenar kommst und nicht in Japan bleibst!" Warum auch immer alle die ganze Zeit dorthin wollten. Onkel D'Ankwar war gerne dort, Khi'LeisaH wollte schon seit Jahren hinziehen und selbst ihr Vater hatte wohl ganz früher einmal in Japan gewohnt. Das hatte ihr ihre Mutter erzählt. Und jetzt würde auch noch Ssihanna hingehen. Sie selbst war nur einmal für eine Weile dort gewesen und sie hatten sicherlich interessante Dinge in diesem Land, aber leben wollen würde sie dort ganz sicher nicht. Dies schoss ihr nur für eine Sekunde durch den Kopf, während sie ihrer Kusine einen flehentlichen Blick zuwarf und auf ihre Antwort wartete.

  • "Du bist heute wirklich wie Klebstoff!" SoH schaute Dara´Jan ernst an und stemmte die Hände in die Hüften. Sie schimpfte nicht mit ihr sondern spielte nur ein wenig ernst "Wenn ich es dir jetzt verbiete schleichst du dich ohnehin hinterher..also komm einfach mit" Lächelnd griff sie ihre Hand und beide warteten mit D´Ankwar in der Halle auf Ssihanna. Sie ging mit absicht nicht auf die Worte von Dara ein, denn sie hatte keine Lust momentan über die Vergangenheit zu sprechen. Das könnte sie alles in ruhe heute Abend besprechen. "Ach und wenn du magst, können wir heute abend in der Räuberhöhle schlafen." Eine Antwort würde sie jetzt nicht mehr bekommen da Ssihanna gerade die Halle betrat.


    Ssihanna hörte schon auf der Treppe das geplapper und atmete leise durch, wobei sie leicht schmunzelte. Unten angekommen ging sie erst auf ihre Mutter zu, die sie direkt umarmte . SoH nah ihr die Tasche ab und trat einen Schritt zurück als Dara´Jan zu Ssihanna rüber ging und sie umarmte. Erst als Dara sich ein wenig von ihr löste, schaute Ssihanna lächelnd zu ihr "Ja ich muss weg gehen und natürlich werde ich dich auch vermissen. Aber ich komme wieder..Nur wird das einige Zeit dauern und so lange kommst du auch wunderbar ohne mich aus. Wenn ich im Einsatz bin, klappt das ja auch ganz gut" Wobei die Zeit, die sie weg war dann nicht so lange war. Aber irgendwie wollte sie Dara´Jan ein wenig die Angst nehmen, das sie nicht mehr wieder kommen würde. "Also kleine Dame..Ich übertrage dir in meiner Abwesenheit die Verantwortung für mein Zimmer. Du müsstest dort einmal am Tag nach meinen Pflanzen schauen und sie gießen wenn es nötig ist." Sie neigte sich ein wenig zu ihr herunter und flüsterte ihr etwas ins Ohr "In der untersten Schublade im Schränkchen neben meinem Bett ist eine Kiste, dort sind einige Naschsachen drinnen verstaut und du darfst dir natürlich was raus nehmen, nach getaner arbeit" Sie richtete sich wieder lächelnd auf und sah Dara´Jan an "So..Wenn du magst kannst du gerne noch mit raus kommen. Wir nehmen ein Shuttle. Dann können wir uns dort Ordentlich verabschieden. Was hälst du davon?"

    "Ich komme mit leeren Händen im Geiste der Samurai
    Voll Achtung vor der Schwäche und frei von Angst vor der Stärke.
    Sollte ich gezwungen sein, mich selbst, meine Grundsätze oder meine
    Ehre zu verteidigen – sollte es um Recht oder unrecht gehen -,
    dann ist dies meine Waffe."


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  • Dara'Jan griente, als sie den Auftrag bekam die Pflanzen zu gießen und löste sich dann von Ssihanna. Folgsam salutierte sie, wie Tante Angel es ihr beigebracht hatte und da Ssihanna ja auch bei den Forces war, war das sicherlich richtig so. "Lu, das mach ich", verspricht sie. "Und ich wisch den Staub weg... und wenn die Süßigkeiten in deinem Zimmer alle sind, dann musst du wiederkommen", lachte sie. Es war deutlich, dass sie einen Scherz machen und keinen Druck ausüben wollte. Aber es war nicht ungewöhnlich für Dara'Jan, sich über die Ankünfte von Familienmitgliedern, die länger fort gewesen waren, außergewöhnlich heftig zu freuen.
    Bei Ssihannas Angebot nickte sie eilig und hüpfte mit ihr hinaus in Richtung des Shuttles, das Onkel D'Ankwar und ihre Kusine nehmen würden. "Ich hoffe, du schläfst gut da und musst dich nicht so quetschen", richtete sie von Herzen an diese. "Als wir auf den großen Berg gestiegen sind, haben wir in einem Haus übernachtet, wo wir unter dem Dach geschlafen haben und wir waren bestimmt vierzig Leute in der Dachkammer. Da lag Schlafsack neben Schlafsack... es war echt grausig." Sie schüttelte sich unwillkürlich. Nein, sie hatte kein Auge zugetan in dieser Umgebung, hatte allerdings auch keine Vorstellung von den Bedingungen, die den Forclern antrainiert wurden und davon, dass es Ssihanna im Umkehrschluss wohl sehr wenig ausgemacht hätte, dort zu schlafen. "Aber die Aussicht war echt schön...", plapperte sie weiter, unterbrach sich dann jedoch und sah auf. "Oh, guck mal... da ist SoS!", rief sie und hob die Hand, um ihrer Mutter zuzuwinken.
    Iman'Dra kam den Weg von der anderen Seite aus hinauf. Offenbar war sie im Dorf gewesen, das um die Festung herum lag. Es kam öfter vor, dass es dort etwas für sie zu besprechen gab, da ihre direkten Pflichten sich nicht nur auf die Feste, sondern auch auf das Umland bezogen. Doch natürlich wusste auch sie, dass ihre Nichte heute um diese Zeit nach Japan abreisen würde und hatte somit unbedingt passend zurück sein wollen, um sich von ihr zu verabschieden. Mit einer gewissen Erleichterung hatte sie nach dem Vorfall mit dem Küchenmädchen dabei zugesehen, wie Ssihanna langsam wieder zum Leben erwacht war nach der eisigen Taubheit, die sie für Stunden umklammert hatte. Die plötzliche Umarmung, die sie und D'Ankwar von ihr bekommen hatten, als sie sich einige Stunden nach dem Ereignis wieder gerührt hatte, war einer der schönsten Augenblicke mit dem Mädchen gewesen, das sie seit ihrem vierten Lebensjahr hatte aufwachsen sehen. Und so war sie froh darüber, dass D'Ankwar ein Gedanke gekommen war, der Ssihanna helfen mochte, zu sich selbst zurück zu finden. Nichts war so wichtig wie das Wohlergehen der Familie und wenn der Einzelne fiel, würden die Übrigen ihn auffangen.
    Iman'Dra trat also zu der kleinen Gruppe hinzu. "Bruder... Schwester..." Sie nickte D'Ankwar und SoH zu und legte Dara'Jan, die zu ihr gewuselt kam, eine Hand aufs Haar. Dann sah sie zu Ssihanna. "Ich habe dir etwas machen lassen, Nichte... zum Abschied. Damit Tron'Jenar bei dir ist, wohin du auch gehen magst." Mit diesen Worten trat sie näher an sie heran und zog einen aus glänzendem, starkem und edel wirkendem Leder gefertigten Waffengurt hervor. Doch dieser war nicht nur zum Umschnallen um die Hüften gedacht, sondern war so breit, dass er ihre Taille umfassen und abschirmen würde und so gearbeitet, dass sie ein weiteres Band über die Schulter hinweg um ihren Rücken legen konnte, so sie es wollte. Es war jedoch auch möglich, dieses abzunehmen, wenn es nicht benötigt wurde. An den Hüften waren zwei Schwerthaltungen für Langschwerter eingefasst, ebenso eine am Rücken und auf der breiten Front um ihre Taille gab es vier kleinere Fächer für Dolche, sodass sie mit dem Gurt problemlos sieben Stichwaffen auf einmal würde tragen können. Säuberlich eingraviert prangte das Wappen Tron'Jenars in seinem Zentrum und schmückte ihn.
    Iman'Dra lächelte ihr zu. "Da du bald zwei Langschwerter trägst, wenn du wirst, was du werden willst in diesem Land, solltest du auch entsprechend ausgerüstet sein, um sie zu tragen... Prinzessin von Tron'Jenar!" Mit diesem triumphierenden Ausruf überreichte sie ihr das Geschenk und Stolz für die junge Kriegerin stand dabei in ihren dunklen Augen.