Logbuch: Sua'Lamith Ash'Tamar - Eindrücke einer Fhoi Myhore

  • "Erster Logbucheintrag von SubCorporal Sua'Lamith Ash'Tamah im Dienste der Military Assault Command Operations der Vereinten Föderation der Planeten. Zur Zeit diensthabender Field Technical Officer in dem 4th M.A.C.O. Regiment Green Berets", begann Sua'Lamith mit langsamen, wohl gewählten und umsichtig betonten Worten, vorgetragen in vorsichtiger Stimmlage. Es folgte ein langer Moment des Schweigens, bevor sie zögernd fortfuhr. "Man hat mir gesagt, dass es den Traditionen der Föderation entspräche, ein Logbuch zu führen. Manche führen sogar mehrere. Eines in der Funktion ihres Dienstes, in dem sie wichtige Missionen und Informationen festhalten, um sie mit Anderen zu teilen - besonders mit ihren vorgesetzten Offizieren - und ein weiteres, um persönliche Erlebnisse aufzuzeichnen.

    Ich muss zugeben, dass sich mir der Sinn des Ganzen nicht völlig erschließt. Es wäre völlig ausreichend, das Erlebte unverzüglich an Andere weiter zu geben, um es somit am Leben zu erhalten, wie es auf Da'Dana'Han seit Jahrtausenden praktiziert wird. Denn zusätzlich dazu, dass hier Dinge als Audiodatei gespeichert werden, um sie später abrufen zu können, schreiben sie das Geschehene auch noch nieder, haben sogar ausgesprochen strenge Regeln dafür, wie ein Bericht über das Erlebte aussehen muss, wie lang er zu sein hat und in welchem Zeitraum er angefertigt und eingereicht werden muss. Denn würden sie das nicht tun, würden sie vergessen. Wie wir es immer schon gewusst haben. Wer aufschreibt, der vergisst, wie man sich erinnert."

    Die Fhoi Myhore erhob sich von ihrem Bett, auf dem sie bisher gesessen hatte und trat ans Fenster heran, das auf die Sterne und Auriga II hinaus ging. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und sah schweigend hinaus. Schwieg so lange bis sie beinahe vergessen hatte, dass das Logbuch noch immer lief und erwartete, dass sie ihre Gedanken in Sätze verpackte, damit die Nachwelt diese würde hören können. Welch eine absurde Vorstellung. "Es ist ein seltsamer Ort, an dem ich nun lebe", setzt sie erneut an, das Thema wechselnd. Zumindest in Ansätzen. "Die Angehörigen der Sternenfahrer sind zusammen gekommen aus vielen Völkern und führen einen regen Austausch an Waren, Gedanken und Kulturen miteinander. Ebenso wie einen regen Austausch von Nachkommenschaft. Es gibt viele Söhne und Töchter hier, deren Erzeuger nicht derselben Spezien angehören, doch die Kinder sind meistens gesund, kräftig, fruchtbar und zahlreich. Erstaunlicherweise wachsen sie zumeist bei der Mutter und demjenigen auf, der sie gezeugt hat. Man nennt den Mann 'Vater' oder - in der Anrede der Kinder - 'Papa', 'Dad' oder 'Daddy'. Es gibt noch weitere Konzepte der Anrede in verschiedenen Sprachen, doch das sind die, die mir bisher am häufigsten zu Ohren gekommen sind. Ich empfinde es als unnötig, sie alle hier aufzulisten. Der eigentlich erstaunliche Aspekt ist die Beteiligung eines Mannes an der Erziehung der Kinder. In meiner Heimat wäre es undenkbar, dass sich einer der hochverehrten Fomorii um seine Nachkommenschaft persönlich kümmert und warum sollte er das auch tun, wenn seine Mannes- und Geisteskraft für so viel Wichtigeres eingesetzt werden muss? Es wird ein Teil meiner Studien während meines Aufenthaltes an diesem Ort sein, genauer herauszufinden, welchen Nutzen ein Kind wohl daraus ziehen könnte, dass ein Mann so aktiv an seiner Erziehung beteiligt wird."

    Ein langsames Nicken begleitete Sua'Lamiths letzte Worte, bevor sie sich nun von dem Anblick, den das Fenster ihr bot, löste, um ruhige Kreise durch ihr Quartier zu ziehen. Derweil sprach sie weiter. "Auch sonst gibt es viele verwirrende Sitten hier. Gerade was ihre Sprache betrifft, pflegen die Sternenfahrer eine Fülle seltsamer Ausdrücke und Redewendungen zu gebrauchen, die einem universalen Code zu entsprechen scheinen. Sie verstehen sich untereinander mühelos in dieser bildhaften Sprache, deren Symbolik sich mir noch nicht recht erschließt. Sie sagen Dinge wie 'Saft auf die Mühle bringen' und meinen damit, einen Antrieb mit Energie zu versorgen. Ich bemühe mich darum, so viel von ihren Sprachgewohnheiten zu lernen und zu verinnerlichen wie mir möglich ist, um ihre Denkweise besser zu verstehen, doch zur Zeit macht es den Eindruck, als sei der Reichtum der Redewendungen unerschöpflich. In regelmäßigen Abständen werde ich wohl weiter darüber berichten."

    Noch während sie sprach, löste sie mit geübtem Griff die Spangen, die ihr seidiges, goldblondes Haar bisher zusammen gehalten hatten, sodass es ihr nun offen den Rücken hinab fiel und die spitz zulaufenden Ohren, die für ihre Art kennzeichnend waren, bedeckte. Auch die Uniformjacke öffnete sie und streifte diese ab. "Zu guter Letzt", setzt sie wieder an. "möchte ich meine grundsätzlichen Beobachtungen zu den Lebewesen meiner Umgebung damit abschließen, dass ich deutlich feststellen muss, dass sie sehr viel Wert auf Fröhlichkeit und Lachen legen. Sie lächeln fast immerzu. 'Lächeln' bedeutet, die Mundwinkel zu heben, wobei die Zähne manchmal gezeigt werden, manchmal aber auch nicht. Der Ausdruck in ihren Augen verändert sich dabei häufig, wird sanfter und freundlicher. Wenn das passiert, dann sprechen sie von einem 'ehrlichen Lächeln', wenn nicht, dann von einem 'falschen' oder 'aufgesetzten Lächeln'. Das soll bedeuten, dass eine Emotion hinter dem Lächeln stehen sollte, das sie kulturell aus Freundlichkeit oder Zuneigung heraus austauschen. Auch das Lachen ist ihnen wichtig, das eine ausgedehnte, intensivere Art des Lächelns zu sein scheint und von Tönen begleitet wird. Das tun sie besonders oft, wenn sie eine Aussage oder Situation als erheiternd empfinden.

    Im Gegensatz dazu scheint ihnen die Kunst der Trauer weitaus weniger wichtig, ja, eher unangenehm zu sein. Tod und Tränen lösen in ihnen Unbehagen aus. Musik ist nicht für solche Gelegenheiten reserviert. Im Gegenteil, man hört sie immerzu und von jedem und sie wird besonders zu freudigen Anlässen genutzt. Ob sie auch im Kontext von Trauerfeiern hier vorkommt, gilt es noch in Erfahrung zu bringen."

    Erneut hielt sie inne, kurz nachdenklich. Gab es noch mehr zu sagen in diesem Moment? "Für diesen ersten Eintrag soll es nun genug sein", beschließt sie. "Zu einer anderen Gelegenheit werde ich von Missionen, Bekanntschaften, vielleicht auch von meiner Heimat und Geschichte berichten. Doch dies sind Aufnahmen für einen anderen Tag. Logbuch Ende."

    Colonel Sua'Lamith "Siren'" Valdea'Han

    2nd Teamleader Executive Officer (STEO)

    2nd M.A.C.O. Regiment Navy Seals




    "Once, I've seen a poem, engraved into the walls of the First Hall, entitled Grief. It had three words - but the poet had scratched them out. You cannot read grief. Only feel it. To write down is to forget. To grief and to remember is holy."

    3 Mal editiert, zuletzt von Sua'Lamith Valdea'Han ()

  • "Zweiter Logbucheintrag von Sub-Gunnery Seargent Sua'Lamith Ash'Tamah im Dienste der Military Assault Command Operations der Vereinten Föderation der Planeten. Zur Zeit diensthabender Field Technical Officer in dem 4th M.A.C.O. Regiment Green Berets", leitete die Fhoi Myhore ihren nächsten Eintrag ein. Bequem lehnte sie sich auf dem Schaukelstuhl zurück, der ihre neuste und durchaus reichlich genutzte Errungenschaft war. Angelehnt an dicke Kissen und gekleidet in ein Hauskleid aus fließend silbrigem, weichem Stoff fühlte sie sich wohl und entspannt. Sie lenkte ihren Blick gen Fenster, um die Sterne zu betrachten, während sie sprach. "Es ist eine lange Zeit vergangen, seitdem ich dieses Logbuch zuletzt genutzt habe. Viele Dinge sind seitdem geschehen und doch hatte ich nie wirklich Zeit, mich dem Logbuch mit der Ruhe und Muße zu widmen, die es verdient. Und, ich muss gestehen, wenn ich sie hatte, habe ich mich lieber anderen Aktivitäten zugewandt. Doch heute Abend wird es Zeit, zumindest die wichtigsten Ereignisse noch einmal festzuhalten. Denn das gesprochene Wort ist heilig. Das gesprochene Wort bleibt ewig. Sela Arrush." Einen langen Moment schwieg sie, um sich zu sammeln. "Es sind vier Ereignisse, die ich besonders kundtun möchte in diesem wahrscheinlich recht langen Eintrag. Zwei davon sind fundamental für mich als Person. Die beiden anderen betreffen mehr meine Welt und ihre Koexistenz mit den Sternenfahrern der Föderation. Beginnen wir."

    Sua'Lamith griff nach einem Becher, den sie neben sich stehen hatte und hob ihn an die Lippen, trank einen Schluck und drehte das Gefäß danach langsam in den Händen. "Die wichtigste und größte Neuigkeit, die ich diesem Logbuch hinzuzufügen habe, ist zweifelsohne, dass ich eine Saat empfangen und aus dieser Saat eine Frucht geboren habe. Eine Tochter, die den Namen Eyvah'Eylish Ash'Tamah trägt. Geboren in der Föderation der Sternenfahrer am 27.12.2409 ist sie eine Bürgerin derselben und zugleich ein Kind L'Lal'Lorias. Sie ist eine der Früchte, auf die meine Welt gehofft hat, als sie die Sternenfahrer in den großen Hallen der Trauer willkommen hieß und ich bin stolz, meiner Welt nicht nur im militärischen Dienste und in der kulturellen Erforschung der Sternenfahrer von Nutzen zu sein, sondern jene größte und wichtigste aller Aufgaben gleichsam erfüllt zu haben. Eyvahs Dasein macht vollkommen, wozu ich meine Heimatwelt verlassen habe. Ihre Geburt und die Geburten andere Kinder wie sie, zeigt, dass die Prophezeiung, die L'Lal'Loria mit den Sternenfahrern verbindet, der Wahrheit entspricht und sich mit jedem weiteren Tag mehr und mehr erfüllt. Ein Teil davon sein zu dürfen, ist eine hohe Ehre für mich."

    Sua'Lamith verstummte für den Augenblick und sah in die Wiege, die neben ihr stand und in der ihre Tochter friedlich schlummerte. Sie war bereits jetzt größer als andere Kinder ihres Alters, aber das überraschte Sua'Lamith kaum. Es war bekannt, dass die Zeit auf L'Lal'Loria schneller verging als hier, was in Analogie dazu geführt hatte, dass auch der genetische Code der von dort stammenden Wesen eine schnellere Entwicklung aufwies. "Ihre Abstammung, was den Mann betrifft, der mir seine Saat gegeben hat, warf hier vor Ort allerdings Probleme auf, die ich nicht voraus gesehen habe", fuhr sie fort. "Aufgrund seiner Zugehörigkeit zum Tal Shiar, dem romulanischen Gegner der Föderation, wurde mir von vorgesetzter Stelle mit Besorgnis begegnet. Besorgnis um mich und um die Sicherheit meiner Tochter, sollte dieser Umstand bekannt werden. Es ist ein ausgesprochen merkwürdiger und unangenehmer Gedanke, dass der Akt der Zeugung während der Feldbestellung und der Mann, der die Saat sät, einen solch hohen Einfluss haben soll und mir ist bis heute nicht ganz klar, warum dies so ist. Ich könnte es wohl verstehen, hätte ich Kontakt zu jenem Mann oder würde gar eine freundliche Beziehung mit ihm aufrecht erhalten und wäre demnach in der Lage, ihm Informationen über die Föderation und ihren militärischen Apparat zu liefern. Nichts davon ist allerdings der Fall. Er ist mir gänzlich unbekannt und verweilt, meines Wissens nach, an einem Ort, den ich nicht mehr aufzusuchen gedenke - ein Hochsicherheitslager für Kriegsgefangene. Man hat versucht, mir zu verdeutlichen, dass es eine... moralische Problematik darstellt, dass sich in meiner Tochter das Blut dieses Mannes mit dem meinen vermischt. Moralisch, da es sich bei ihm um einen Feind der Föderation handelt... und es wurde versucht, es mit den Fhoi Myhore und den Mag Tuireadh zu vergleichen. Doch dieser Vergleich hinkt, wie man hier vor Ort sagt, was bedeutet, dass zwei Dinge zwar auf den ersten Blick vergleichbar erscheinen, aber bei näherer Betrachtung doch zu viele Differenzen voneinander aufweisen, um sie tatsächlich vergleichen zu können. Eine Paarung mit den Mag Tuireadh ist nicht allein deshalb verwerflich - um nicht zu sagen, unmöglich - weil sie unsere Feinde sind, sondern weil sie ihre eigene DNA zu sehr kompromittiert haben. Durch die animalische DNA, die in ihnen reift, wäre es eine tatsächliche genetische Verunreinigung des Genpools der übrigen Trauerfamilien. Das ist bei meiner Tochter allerdings keineswegs der Fall. Der Romulaner, der Eyvah gezeugt hat, ist vollkommen kompatibel mit meinem genetischen Code und bereichert demnach sogar das Genom unserer Spezies."

    Erneut hielt sie inne. Diesmal allerdings, weil das kleine Mädchen, über das sie die gesamte Zeit über gesprochen hatte, leise Töne erklingen ließ und langsam die blauen Augen öffnete. Sie streckte die Händchen aus, verzog das Gesicht und gab leise, weinerliche Laute von sich bis Sua'Lamith sie aufnahm und an ihrer Brust barg, um sie zu füttern. Dabei sprach sie weiter, da sie wusste, dass der Ton ihrer Stimme so oder so beruhigend auf die Kleine wirkte, ganz gleich, was der Inhalt ihrer Worte war. "Doch es wäre vermessen und fehlerhaft zu behaupten, dass ich hauptsächlich mit Aversionen gegen mich zu kämpfen hätte. Tatsächlich sind die Sternenfahrer ausgesprochen gastfreundliche Wesen, die sich bemühen, mich als Fremde in ihre Welten, Ansichten und Traditionen zu integrieren. Ich gebe zu, dass besonders das Konzept von Humor und Ironie noch immer das am schwierigsten zu greifende Element ihrer Kultur darstellt und dass ihr nie endender Schatz an Sprichwörtern, Spitznamen und Reimen mich nach wie vor vor enorme Herausforderungen auf kommunikativer Ebene stellt, aber im Großen und Ganzen fühle ich mich inzwischen als Teil der Defence Forces. Nicht zuletzt durch gute Kollegialität und vor allem durch eine Freundschaft, die sich für mich in den letzten Monaten entwickelt hat." Langsam und ruhig schaukelte Sua'Lamith in ihrem Stuhl vor und zurück. Das Baby in ihren Armen trank friedlich. "In Lieutenant Amira Wescott, der Leitenden Ingenieurin des Shepard Space Centers, fand ich durch unseren gemeinsamen... Enthusiasmus bezüglich Technik und ihrer Weiterentwicklung eine Freundin, wie ich sie nicht zu finden dachte an diesem Ort. Technikaffin sind hier natürlich noch viele andere Mitarbeitende, aber in keinem von ihnen habe ich bisher so viel Potential und Ehrgeiz entdeckt wie in Amira Wescott. Zwar ist auch ihr Wissen noch immer auf die Standardtechnik der Sternenfahrer begrenzt, da sie in diesem geschult wurde, aber sie ist bisher die einzige Sternenfahrerin, die ich für eine geeignete Kandidatin halten würde, um auf Da'Dana'Han ihre Studien fortzusetzen. Dies ergibt sich für mich aus drei Dingen, die sich in ihr vereinen: Enormes Talent im Bereich Technik, ein eidetisches Gedächtnis, wie es die Fhoi Myhore von Natur aus besitzen, sodass es ihr leichter fallen würde, die l'lal'lorianischen Gesetze bezüglich des Schreibverbotes umzusetzen und ein grundlegendes, starkes Interesse bezüglich unserer Lebensweise und unserer Traditionen. Ein besonderer Beweis des Letzteren ergibt sich für mich vor allem daraus, dass sie zugestimmt hat, Eyvahs Zeugin der Wasser zu sein. Es wäre mir entsprechend ein Bedürfnis, eines Tages mit ihr nach Da'Dana'Han zu reisen, um ihr meine Heimatwelt zu zeigen und sie dort für Studium und Austauschdienst zu empfehlen, was durch meinen Rang vor Ort das entsprechende Gewicht haben würde. Zu meinen Andeutungen dahingehend hat sie sich bereits positiv geäußert und ich hoffe sehr, dass ich diesen Plan eines Tages mit ihr gemeinsam in die Tat umsetzen kann. Ich bin sicher, sie würde enorm davon profitieren und zu einer der besten, wenn nicht gar der besten Ingenieurin der Sternenfahrer werden."


    Die Fhoi Myhore erhob sich nun behutsam von ihrem Stuhl und legte das schlafende Kind zurück in die Wiege, wickelte es gründlich in sein Felldeckchen ein und trat ans Fenster heran. Das helle Haar ergoss sich wie ein goldener Schleier über Schulter und Rücken, als sie mit der gänzlich natürlichen Anmut ihrer Spezies voran ging. Sie richtete den Blick aus leuchtend blauen Augen auf den Planeten unter sich aus. Auriga II.

    "Dies waren die beiden persönlichen Dinge, die ich zu berichten hatte. Fahren wir fort mit zwei Umständen, die mich besonders im kulturellen Bereich beschäftigt haben", nahm sie den Faden wieder auf, während ihr Blick weiterhin auf den Planeten gerichtet blieb. "Dies sind zwei Angriffe... zum einen der Angriff der Mag Tuireadh auf die Fhoi Myhore-Kolonie auf Mykal II, der bereits eine Weile zurückliegt und zum anderen ein Angriff auf das klingonische Haus Tron'Jenar auf Auriga II, der Anfang des Jahres geschah und für den das Klingonische Empire verantwortlich war. Zunächst möchte ich von Mykal II sprechen." Sie hob den Blick hoch zu den Sternen. "Wichtig ist zu wissen, dass ich selbst nicht vor Ort war, als der Angriff geschah. Ich hörte erst davon, als es vorbei war und war nicht überrascht zu erfahren, dass sie die gesamte Kolonie dem Erdboden gleich gemacht haben. Über 20 Zeiten des Regens meines Lebens habe ich dem Krieg mit den Mag Tuireadh gewidmet und eine lange Zeit in ihrer Gefangenschaft verbracht Ich kenne ihre Wege. Es erfüllt mich darum allerdings nicht weniger mit Trauer, was dort geschehen ist, denn es war der nächste Anlaufpunkt für mich und all die Fhoi Myhore, die mit mir hier auf dem Shepard Space Center stationiert sind, der an ein Abbild von Heimat erinnerte. Nun sind wir hier ohne diesen Anlaufpunkt, denn trotz der intakten Transwarp-Technologie beträgt die Reisezeit nach L'Lal'Loria immer noch etwas mehr als 20 Tage. Gerade in Bezug auf Eyvah hätte ich es begrüßt zu wissen, dass eine Kolonie der Fhoi Myhore in direkter Nähe zu uns gewesen wäre, denn auch wenn ich wünsche, dass sie als Bürgerin der Föderation aufwächst, so ist es doch nicht minder notwendig und wünschenswert, dass sie auch lernt, eine gute Fhoi Myhore zu sein. Die Kolonie hätte dabei eine große Unterstützung gewährleisten können. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass sie wieder aufgebaut und neu besiedelt wird, diesmal mit massiverem Schutz von Seiten L'Lal'Lorias versehen. Mir sind die Pläne der Königlichen dahingehend unbekannt und ich bin nicht vermessen genug, sie in Erfahrung bringen zu wollen. Sie werden tun, was sie für richtig halten und es wird das Beste sein, was getan werden kann. Denn das Wort der Königlichen ist wahr. Sela Arrush." Die Formel aller Formeln auf ihrer Welt. Sela Arrush. Ähnlich dem Amen in einer Kirche belegte es eine Aussage mit Nachdruck und Glauben, der Gewissheit dessen, dass sie in ihren Grundfesten wahr und festgeschrieben war. So wie es ihr Vertrauen in die Fomorii und in ihre Weisheit war, sie, ihre Spezies und ihre Welt auf dem rechten Weg zu lenken. "Vor allem aber bin ich durch den Angriff auf Mykal II zum ersten Mal mit der Frage der richtigen Art der Trauer in meinen gegenwärtigen Lebensumständen konfrontiert worden. Natürlich galt es, als Fhoi Myhore um die zu trauern, die die Mag Tuireadh getötet hatten. Bei den Opferzahlen, die es gab, wäre auf Da'Dana'Han eine Woche lang gesungen worden. Sie hätten prachtvolle Schreine für die Toten errichtet..." Sua'Lamith schloss die Augen. Ein fast träumerischer Ausdruck legte sich auf ihr elfengleiches Gesicht. "... und die herrlichen Stimmen der Trauersängerinnen hätten die Lüfte und hohen Räume der Trauerhallen erfüllt und die Tränen des trauernden Volkes wären zu Wassern von Trauer und Leben verschmolzen in der Schönheit und Erhabenheit des Angedenkens..." Sua'Lamith schluckte und nahm sich ein wenig zusammen. Immerhin ging es hier darum, ein Logbuch auf den neusten Stand zu bringen. Sehnsucht und Nostalgie hatten darin nichts verloren. Sie räusperte sich leise. "Dies war... hier natürlich nicht möglich. Mit Hilfe von Lieutenant Wescott, die das Schreiben übernahm, das mir verboten ist und zu dem man für gewöhnlich zum Mondvolk gehen würde, gelang es mir allerdings, einen Schrein für die Opfer von Mykal II zu errichten und Fleet-Admiral DeLassal war freundlich genug, mir zu gestatten, diesen für eine Weile aufzustellen. Zwar gab es hier keine Trauerlieder, die gesungen wurden, aber es gefällt mir zu glauben, dass es sie auf L'Lal'Loria gab. Was mich zum letzten Punkt des heutigen Eintrags bringt... dem Angriff auf Tron'Jenar."

    Nun leuchteten Sua'Lamiths Augen auf. Glücklicherweise war sie allein, denn vermutlich würde fast jeder Föderative, der diese Reaktion beobachtet hätte, sie für seltsam oder gar bösartig halten dafür, dass sie offenbar Freude empfand über ein so schreckliches Ereignis. "Es ist das erste Mal, dass ich kollektive Trauer und ihre Zelebration innerhalb der Kultur der Sternenfahrer erlebe und obwohl viele Dinge sehr anders gehandhabt werden, als es auf Da'Dana'Han der Fall wäre - was aufgrund der Verschiedenheit unserer Kulturen nur allzu verständlich ist - habe ich doch eine Sache nun vermehrt vernommen: Es wird ein Konzert geben zu Ehren der Toten. Diese Ankündigung hat mich enorm überrascht. Es ist das erste Mal, dass ich bei den Sternenfahrern von Konzerten dieser Art gehört habe. Denn obwohl die Musik sie in allen möglichen Lebenslagen begleitet, so schien es doch nie so, dass ein Konzert ihrer Art der Trauerrituale entsprechen würde. Soweit mir bekannt ist, ist diese Veranstaltung frei zugänglich und da es sich um Lieder zum Totengedenken handelt, widerspricht es den Regeln meiner eigenen Welt nicht, wenn ich diesem beiwohne. Ganz im Gegenteil ist es sogar das kulturell Nächste an dem, was meiner eigenen Kultur entspricht, was ich bisher in Eigenregie von den Sternenfahrern erlebt habe. Ich kann also sagen, dass ich mit gespannter Erwartung auf den Tag dieses Konzertes warte und darauf hoffe, ein Stück Heimat zu finden... auch wenn ich mir darüber bewusst bin, dass die Art der Musik und die Gestaltung des Konzerts höchstwahrscheinlich sehr anders sein werden als es unsere Trauergesänge sind. Aber solche Kompromisse und das Gefallen finden an kleinen Dingen gehört unbedingt mit zu der Geisteshaltung, die man benötigt, will man in der Fremde ein Leben aufbauen. Und das will und werde ich nach wie vor tun. Ich werde nach dem Konzert erneut berichten, was ich erlebt habe. Logbuch Ende."

    Colonel Sua'Lamith "Siren'" Valdea'Han

    2nd Teamleader Executive Officer (STEO)

    2nd M.A.C.O. Regiment Navy Seals




    "Once, I've seen a poem, engraved into the walls of the First Hall, entitled Grief. It had three words - but the poet had scratched them out. You cannot read grief. Only feel it. To write down is to forget. To grief and to remember is holy."

  • Als Sua'Lamith an diesem Abend nach der Besprechung zu ihrem Quartier zurückging, schwebte sie ein wenig nach der Art der Fhoi Myhore. Ihr Gang war so leicht und fließend, dass man, wenn man sie beobachtete, tatsächlich das Gefühl haben konnte, dass ihre Füße den Grund kaum zu berühren schienen. Der Unterschied zu einem normalen Gang war dabei offensichtlich genug, um dafür zu sorgen, dass sich diverse Köpfe nach ihr umwandten, während sie den Gang entlang ging. Es schien, als sei der latente Schleier der Melancholie, der sie und ihre Spezies dauerhaft umgab, ein wenig gelichtet worden an diesem Abend und egal, wie latent es auch war, war es doch spürbar.

    Als sie die Tür zu ihren Räumlichkeiten schließlich entriegelte und eintrat, konnte sie bereits aus der Ferne das Quietschen und helle Gurgeln ihrer kleinen Tochter hören, die sich mit ihrem Kindermädchen in Sua'Lamiths Schlafzimmer aufzuhalten schien. Sie näherte sich den Geräuschen und blieb im Türrahmen stehen, an den sie sich schließlich anlehnte, um die Szene still zu betrachten. Die kleine Eyvah und ihr l'lal'lorianisches Kindermädchen Elaria lagen gemeinsam auf dem weichen, dunkelgrünen Fellteppich vor dem Bett und sahen an die Decke, an der sich Hunderte von projizierten Sternen tummelten, die glitzerten und schimmerten und die entsprechenden Geräusche dazu abgaben, um das Glitzern für ein so kleines Mädchen wie Eyvah noch schöner zu machen. "Irgendwann wirst du auch durch die Sterne reisen, kleine Eyvah...", hörte sie die noch sehr junge Fhoi Myhore sagen, als die Kleine die Händchen gen Decke ausstreckte. "Sela Arrush", ertönte in diesem Moment Sua'Lamiths Stimme von der Tür aus, was Elaira dazu brachte, sich rasch aus der liegenden Position aufzurichten. "Das wird sie... und sie wird die Wunder L'Lal'Lorias sehen", nickte Sua'Lamith, überbrückte dann die kurze Entfernung zu den beiden und ließ sich auf die Knie sinken, um ihr Kind vom Boden aufzupflücken. "Nicht wahr, Aira nin? Und du wirst deine Großmutter und deinen Bruder kennen lernen, wenn die Zeit kommt..." Sie hob Eyvah nach oben, während sie sprach und der kleine Rotschopf mit den spitzen Öhrchen und den blauen Augen ihrer Mutter, jauchzte auf vor Aufregung, ihre Mama zu sehen und baumelte aufgeregt mit den Beinchen, während Sua'Lamith sie so in der Luft hielt. Die Fhoi Myhore nickte, während sie sie so betrachtete. "Sela Arrush... das wirst du", nimmt sie ihr Jauchzen spielerisch wie eine Zustimmung auf und nimmt das Kind dann fester in die Arme, während sie sich geschmeidig erhebt. "Du kannst gehen, Elaria... ich verlasse das Quartier heute nicht mehr. Sollte es einen Notfall geben, der meine Anwesenheit verlangt, rufe ich dich. Ich würde dich gemocht haben." Das Mädchen stand rasch auf und beugt leicht den Kopf als Zeichen des Respekts. Auch wenn Sua'Lamith keine Königliche war, so war sie doch auch keine unbekannte Persönlichkeit in den Reihen der Fhoi Myhore und hatte sich besonders im Krieg gegen die Mag'Tuireadh oft bewiesen. Dies verlangte den entsprechenden Respekt.


    Nachdem Elaria fort war und Sua'Lamith ihre Tochter zur Nacht fertig gemacht und sich selbst umgezogen hatte, legte sie sich mit dem Kind zusammen nieder und barg sie in ihrem Arm, damit sie schneller einschlafen würde. Und da sie wusste, dass der Klang ihrer Stimme dabei helfen konnte und Eyvah noch jung genug war, um den Unterschied zwischen einer erzählten Geschichte und anderem Inhalt nicht wirklich zu erfassen, beschloss Sua'Lamith kurzerhand, ihrem Logbuch neue Nahrung zu geben.

    "Dritter Logbucheintrag von Sub-First Seargent Sua'Lamith Ash'Tamah im Dienste der Military Assault Command Operations der Vereinten Föderation der Planeten. Zur Zeit diensthabender Field Technical Officer in dem 4th M.A.C.O. Regiment Green Berets", begann sie wie üblich und der Computer gab das entsprechende Geräusch von sich, das ihr zeigte, dass die Aufnahme begann. "Es ist nun genau sieben Wochen und vier Tage her, dass der Kontakt mit der U.S.S. Namida-A, dem Flaggschiff der ersten Flotte, abbrach. Es schien, als sei das Schiff aus dem Nichts und ins Nichts hinein verschwunden. Ein Angriff der Elachi auf einen Flottenverband ging dem voraus und die Namida machte sich auf den Weg, um sich diesem anzunehmen... und kam nicht mehr zurück. Nachweislich war sie allerdings auch nicht zerstört worden. Diverse Suchaktionen wurden gestartet und blieben erfolglos. Drei Wochen lang. Man war kurz davor, Schiff und Crew aufzugeben und für verloren zu erklären."

    Sua'Lamith presste die Lippen zusammen, sobald sie jenen sachlichen Tatsachenbericht abgegeben hatten. "Ich war empört!", brach es dann aus ihr heraus. "In meiner Heimat wäre es undenkbar, ein verloren gegangenes Schiff nach so kurzer Zeit aufzugeben. Allerdings bin ich inzwischen lange genug in der Föderation, um zu erkennen, woher dieser Unterschied rührt. Denn obwohl die Sternenfahrer sich umeinander sorgen - teilweise aufgrund dieser... Liebe sogar noch deutlich mehr, als es innerhalb der Völker L'Lal'Lorias üblich ist - ist es für sie doch kulturell nicht in dem Ausmaß wichtig, einen Toten definitiv vor sich zu haben wie es das für uns ist. Hier ist es nur für die Angehörigen wirklich wichtig, habe ich mir sagen lassen. Da es ihnen wohl eine emotionale Hilfe im Trauerprozess ist, einen Leichnam zu sehen und bestatten zu können. Aber Trauer ist hier eine Nische im Verborgenen und dazu hauptsächlich... ein Gefühl. Auf L'Lal'Loria ist Trauer die allgegenwärtige Präsenz und es ist weder eine Privatangelegenheit noch ist sie derart hochemotional. Trauer auf L'Lal'Loria ist eine Sache von Stand. Lange Trauerreihen für einen Toten bedeuten hohe Ehre und Erinnerung für ihn und seine oder ihre Familie. Nicht umsonst versucht man, die besten und geehrtesten Trauersängerinnen zu bekommen, die man erreichen kann beim Tod eines Angehörigen. Nicht umsonst versucht man, ein Leben zu leben, das möglichst viele Geschichten in sich trägt, möglichst viel Ruhm, möglichst viel Bekanntheit, denn umso besser werden einst die Lieder sein, die man in den Trauerhallen singt und umso länger werden die Reihen derjenigen sein, die kommen werden, um sie zu hören. L'Lal'Loria trauert um der Trauer willen. Darum ist es schwer, sehr schwer sogar, für jemanden Lieder singen zu lassen, dessen Tod nicht einwandfrei feststeht - denn die Lieder nach unserem Tod sind unsere höchste Ehre. Für jemanden zu singen, der eines Tages plötzlich wiederkommen könnte und die Trauer damit zu negieren, die ihm bereits erwiesen wurde, wäre eine undenkbare Schande und wäre so oder so sein oder ihr Todesurteil. Darum allein würden wir niemals ein Schiff und die Besatzung aufgeben ohne völlig sicher zu sein, dass sie tot sind. Wir müssten sie finden... nicht zwingend, um sie zu retten. Aber um wahrhaftig und auf die richtige Art trauern zu können."

    Sua'Lamith hielt inne. Sie hatte all das dem Computer anvertraut, da sie irgendwann vorhatte, der Föderation ihre Aufzeichnungen zur Verfügung zu stellen. Vielleicht würde es ihnen helfen zu lernen und zu begreifen, wie das Leben hier aus der Sicht einer Fhoi Myhore aussah. "Als man also äußerste, dass man bereit sei, die Namida-A und ihre Crew offiziell als vermisst zu erklären und es dabei zu belassen, wurde ich in meinem Unverständnis wütend über eine solch frevelhafte Entscheidung. Allerdings nicht nur, weil ich kulturell anders aufgestellt bin, sondern weil ich eine offenkundige Lösung sah. Zu meinem Glück war auch Field Marshall DeLassal nicht überzeugt davon, das Schiff einfach seinem Schicksal zu überlassen, da seine Ehefrau, Fleet-Admiral DeLassal, als Kommandantin an Bord war. Ich gebe zu, auch ich hatte ein persönliches Interesse daran, die Crew wiederzufinden. Amira Wescott, die Zeugin der Wasser meiner Tochter Eyvah und meine Alasse - ein Begriff, der sich wohl am besten mit 'Vertraute' übersetzen ließe - hier unter den Sternenfahrern, war ebenso verschwunden und ich keineswegs gewillt, dies einfach so hinzunehmen. Und so garantierte ich dem Field Marshall, dass ich das Schiff wiederfinden würde, meldete mich freiwillig für diesen Einsatz und ein letzter Versuch wurde gestartet, um die verschollene Namida-A zu finden und zu bergen."

    Die Fhoi Myhore sah auf das schlafende Kind in ihrem Arm. Wie sie es sich gedacht hatte, hatte die etwas andere Gute-Nacht-Geschichte ihre Wirkung getan. Sie zog die Decke über sie beide. Auch sie selbst schlief gerne früh, aber sie war noch nicht fertig mit ihrem Eintrag. Nachdem sie sich bequemer hingelegt hatte, fuhr sie fort. "Wie versprochen fand ich die Namida", meinte sie. "Es war nicht schwer. Das Schiff ist mit l'lal'lorianischer Technik ausgestattet und ich wusste, dass es demnach einen Trauercode haben würde. Beim Trauercode handelt es sich um ein verstecktes Signal, das das Schiff impulsartig über Subraumfrequenzen absondert. Wie eine einzigartige Duftnote ist damit jedes von ihnen zu unterscheiden und sowohl im Normal- als auch im Sumbraum zu lokalisieren. Warum dies für uns wichtig ist, habe ich bereits erklärt. Die einzige Herausforderung bestand darin, ein Programm für die Computer der Föderation zu schreiben, das den Trauercode würde identifizieren können. Nachdem mir das gelungen war, war der Rest mehr eine Formsache und so fanden wir die Crew als Gefangene der Solanae im Subraum. Ein Experiment war an ihnen vollzogen worden mithilfe einer sehr differenzierten Technologie, die sie in eine neurale Gruppensimulation versetzte und zeitgleich individuelle psychologische Profile erstellte, um die Aktionen und Reaktionen der Teilnehmenden auszuwerten und zu beeinflussen. Lange habe ich nichts mehr gesehen, das mich technisch so sehr angesprochen hat. Eine Möglichkeit zur Erforschung dieser Technologie werde ich mir nicht entgehen lassen, weswegen das, was heute geschehen ist, ausgesprochen erfreuliche Aussichten in sich trägt."

    Sie drehte sich zur Seite und griff nach dem Gegenstand, den sie vorhin behutsam auf ihrem Nachttisch abgelegt hatte, betrachtete ihn und strich sachte mit den Daumen darüber hinweg. Ein blaues Ribbon mit einem goldenen Stern und dem Zeichen der Sternenfahrer... "Fleet-Admiral DeLassal wünscht, ein Schiff der Solanae zu kapern, um es zur eigenen Forschung zu nutzen...", sprach sie weiter, ein wenig abgelenkt von dem, was sie betrachtete. "Lieutenant Wescott und ich wurden als Techniker dafür eingeteilt, bei dieser Mission dabei zu sein. Durch Subraumvakuolen werden wir in der Lage sein, dies möglich zu machen... und dann werde ich um Erlaubnis ersuchen, eigene Forschungsprojekte im Kontext dieses Schiffes voranbringen zu können." Ein Kreuz, ein goldener Kranz und ein Kreis aus roten Mustern, die kunstvoll ineinander flossen... "Heute wurde mir ein Orden verliehen dafür, die Namida-A wiedergefunden zu haben", berichtete sie endlich und Stolz klang in ihrer Stimme auf. "Der UFP Star of Merit für herausragende Leistungen im Bereich Wissenschaft und Technik innerhalb der Sternenflotte. Obwohl es also keineswegs schwierig war für mich, das verlorene Schiff zu lokalisieren, scheint es doch eine enorme Leistung innerhalb der Föderation zu sein und es ist das erste Mal, dass ich auf diese Art hier vor Ort gewürdigt wurde. Es hat mich sehr überrascht und sehr erfreut. Ich werde ihn immer in Ehren halten und seine Schönheit bewundern." Sachte legte sie den Orden zurück auf den Nachttisch und löschte das Licht. "Logbuch Ende."

    Colonel Sua'Lamith "Siren'" Valdea'Han

    2nd Teamleader Executive Officer (STEO)

    2nd M.A.C.O. Regiment Navy Seals




    "Once, I've seen a poem, engraved into the walls of the First Hall, entitled Grief. It had three words - but the poet had scratched them out. You cannot read grief. Only feel it. To write down is to forget. To grief and to remember is holy."

  • "Vierter Logbucheintrag von Sub-First Seargent Sua'Lamith Ash'Tamah im Dienste der Military Assault Command Operations der Vereinten Föderation der Planeten. Zur Zeit diensthabender Field Technical Officer in dem 4th M.A.C.O. Regiment Green Berets."

    Sua'Lamith ließ sich auf ihrem Teppich nieder, gleich vor dem vergoldeten Planetenmodell der drei Hauptwelten L'Lal'Lorias, die um die zwei Sonnen des Systems kreisten. Ihre Finger strichen über den mittleren der drei Planeten. Ihre Heimat Da'Dana'Han. "Ich habe ein Trauerkonzert der Sternenfahrer gesehen!", fuhr sie enthusiastisch fort, sobald der Computer die entsprechenden Bestätigungs- und Aufnahmegeräusche von sich gegeben hatte. "Es war das Konzert auf Tron'Jenar, von dem ich bereits im vorletzten Eintrag gesprochen habe. Wie angekündigt, werde ich nun, da es vorüber ist, darüber berichten."

    Noch einmal strich sie über das Modell Da'Dana'Hans, bevor sie sich nach hinten zurücksinken ließ und auf dem weichen Teppich zu liegen kam. Träumerisch sah sie hinauf zur Decke ihres Quartiers, ohne diese wirklich zu sehen. Vor ihrem inneren Auge spielten sich die Ereignisse jenes Tages ab. "Der Abend begann damit, dass meine Freundin Amira mich überraschte, indem sie vor meiner Tür erschien und ganz offensichtlich nicht in Dienstkleidung gekleidet war. Das, was sie trug, war sehr schön und sie wirkte sehr jugendlich und... spritzig darin, aber nie zuvor hatte ich gesehen, dass jemand einen kurzen Rock dieser Art zu einem Trauerkonzert getragen hätte. Ich informierte sie also darüber, dass ich leider keine Zeit für eine anderweitige Unternehmung haben würde, da ich fest vorhatte, das Konzert zu besuchen. Daraufhin sagte sie mir, dass die Führungsoffiziere des Shepard Space Centers Freikarten erhalten hätten und sie sich daher entschieden habe, mich doch zu begleiten. Zuvor hatte sie noch gezögert, dies zu tun. Eine Überraschung! Aber eine angenehme, natürlich. Auch ich hatte netterweise eine Freikarte erhalten. Von Field-Marshall DeLassal, der sich noch einmal für die Rettung seiner Frau hatte bedanken wollen durch diese Geste. Wobei mir einfällt, dass ich erklären muss, was eine Freikarte eigentlich ist, denn niemals würde es so etwas auf L'Lal'Loria geben: Geht man bei den Sternenfahrern auf ein Konzert - und sie haben nicht nur Trauerkonzerte, sondern veranstalten sie auch zum Vergnügen - dann muss man Karten oder Tickets erwerben, von denen es nur eine begrenzte Anzahl gibt. Auf diese Weise wird sicher gestellt, dass nicht zu viele der Sternenfahrer zu dem Konzert gehen, das sie gewählt haben und der Platz somit nicht überfüllt ist. Außerdem erhalten die Veranstalter Credits für diese Karten, die dann demjenigen oder derjenigen, die das Konzert veranstalten, als... Sold zu Gute kommen. Ein sehr, sehr seltsames Konzept für jeden aus der Welt der Traurigkeit. Niemals kämen wir dort auf den Gedanken, Fhoi Myhore oder Fomorii, die es zu den Trauergesängen zieht, in ihrer Anzahl zu beschränken, denn die Trauerreihen sollen so lang sein wie es nur möglich ist! Und niemals würden wir selbst die Trauersängerinnen bezahlen, sorgt doch der Orden und damit die Trauerkönigin für sie..."

    Kurz schweifte die Fhoi Myhore gedanklich zu ihrer Heimat ab, kam aber schnell zurück zu dem, was sie eigentlich tat. "Aber vielleicht... wie sagt man?... hole ich zu weit aus. Sela Arrush. Amira kam zu mir in einem kurzen Rock. Das wollte ich erzählen. Ich war dankbar um ihre Begleitung, denn zum einen musste ich nicht ganz allein gehen. Zum anderen war noch jemand für Eyvah dabei, die ich selbstverständlich mitgenommen habe. Es war ihr erstes Trauerkonzert! Fhoi Myhore-Kinder in jedem Alter werden so früh wie möglich mitgenommen zu den Trauergesängen, um sie an jenen heiligen Stunden teilhaben zu lassen. Da ich allerdings bereits gewarnt worden war, dass die Trauergesänge der Sternenfahrer lauter sind als die unseren - und das waren sie in der Tat - hatte ich Ohrstecker für Eyvah entwickelt, die als Lautstärkeregler fungierten und ich muss sagen, es hat gut funktioniert. Sie hat ihr erstes Trauerkonzert mit Bravour hinter sich gebracht und viel zu schauen und zu hören gehabt. Aber nun will ich erzählen, wie es war, als wir unten auf Auriga II ankamen."

    Sua'Lamith setzte sich wieder auf und rief sich das Bild ins Gedächtnis zurück. Was sehr einfach war für eine Fhoi Myhore, die allesamt über die Gabe eines fotografischen Gedächtnisses verfügten. "Eine große Bühne war vor der Festung errichtet worden, erleuchtet mit vielen Effekten, ebenso die Festung im Hintergrund. In einem großen Halbkreis um die Bühne herum fanden sich Steh- und Sitzplätze für die, die eine Karte erworben hatten." Ihrem Tonfall konnte man leicht entnehmen, dass es ihr immer noch komisch vorkam, die Anzahl der Zuschauer eines Trauerkonzertes zu limitieren. "Amira und ich wurden von Field-Marshall DeLassal netterweise eingeladen, auf der Tribüne der Ehrengäste und der Familie Tron'Jenar selbst Platz zu nehmen, wo wir einen wundervollen Ausblick auf das Geschehen haben konnten. Und, oh, dort habe ich das Kind des Mondes kennen gelernt!", fügte sie voller Eifer hinzu. "Das Kind des Mondes ist eine inzwischen junge Dame namens Adina LeHan Ash'Jareah, eine Sagengestalt der größten Prophezeiung L'Lal'Lorias, eine der Auserwählten, nicht zuletzt, da sie auch eine Nachfahrin einer unserer Urväter ist. Schon als Kind wurde sie in die Reihen der Sternenfahrer geschickt, um hier das Kind der Erde zu finden, die Erlöserin unserer Welt. Es ist eine lange, komplizierte Zusammenfügung und es sind die Fomorii, die über die Prophezeiung und ihre Erfüllung wachen, weswegen ich in diesem Logbucheintrag nicht näher darauf eingehen möchte. Aber es war mir eine hohe Ehre, Adina LeHan persönlich kennen zu lernen, wie es jeder Fhoi Myhore eine Ehre wäre. Sogar eine Einladung an mich wurde von ihrer Seite ausgesprochen und ich bin sicher, sie wird diesen Worten Taten folgen lassen, sobald es ihre Zeit erlaubt. Denn das Wort ist wahr. Sela Arrush."

    Zufrieden erhob sich Sua'Lamith, um sich ein Glas Wein einzuschenken. Die Dinge liefen ausgesprochen gut für sie zur Zeit. Sowohl beruflich als auch privat erfüllten sich diverse Wünsche, öffneten sich neue Türen, die neue Erfolge hinter sich verbargen. Sie war immer schon eine der Ehrgeizigsten unter den Fhoi Myhore gewesen, die sie kannte. Bedauerlicherweise hatten sich bei ihr niemals Tendenzen dafür gezeigt, dass sie das Zeug dazu hätte, zu einer Fomorii gewandelt werden zu können. Aber sie hatte es mit anderen Talenten wettgemacht und sich im Militär konstant nach oben gearbeitet und immerhin ein Kind geboren, auch wenn es nur ein Sohn gewesen war. Zumindest auf Da'Dana'Han, denn schließlich hatte sich die Tür zur Welt der Sternenfahrer geöffnet und mit ihr so viele neue Möglichkeiten! Inzwischen hatte sie die lang ersehnte Tochter, knüpfte neue, wichtige Kontakte, arbeitete sich auch im Militär der Sternenfahrer konstant nach oben und lernte mehr und mehr, deren komplizierte Weltansichten zu begreifen. Nicht zuletzt durch Erlebnisse wie jenes, was sie gerade zu beschreiben versuchte. "Das Konzert selbst war... anders. Anders als alles, was ich je gesehen habe. Die Musik war laut, wild und klang sehr unterschiedlich. Es gab viel, viel mehr Auftritte als nur den einer einzelnen Sängerin, wie es bei uns üblich wäre und die Lieder drehten sich um viele verschiedene Themen, niemals nur um die, die gestorben sind während des Angriffs auf Tron'Jenar. Oh, und Männer haben gesungen! Ich habe noch nie gesehen, wie ein Mann auf einer Bühne stand! Und sie waren gut! Das hat mich sehr beeindruckt und ich habe mich gefragt, ob vielleicht auch in den Männern auf L'Lal'Loria solche Talente schlummern könnten! Was, wenn einige unserer Fhoi Myhore-Männer wunderschöne Stimmen haben und großartige Trauersänger wären?! Gewiss ist mir bewusst, dass ich nie herausfinden werde, ob es so ist, da die Gesetze L'Lal'Lorias dahingehend in Stein gemeißelt sind, aber zum ersten Mal hatte ich diesen Gedanken! Was, wenn mein Sohn Na'Yeshan ein guter Sänger wäre? Eine geradezu absurde Vorstellung! Aber... Sela Arrush... die Sänger der Sternenfahrer waren talentiert. Ich möchte sie noch einmal singen hören... den Prinzen von Tron'Jenar, Corum Tak'Keru, den Ersten Offizier des Shepard-Space Centers, Commander Robert Craven - der seltsamerweise wie ein König gekleidet war auf der Bühne, obwohl er keiner ist, ich habe mich erkundigt - und dann der Vater des Field Marshall, Mister Jaques DeLassal, der das Publikum sehr amüsiert hat. Eine Weile lang dachte ich, er sei auf der falschen Veranstaltung, da er so verwirrt schien... aber Amira klärte mich auf, dass er scherze. Es ist noch immer sehr anstrengend für mich, Scherze von Wahrheiten zu unterscheiden und mir ist nach wie vor nicht ganz klar, woran die Sternenfahrer so mühelos erkennen, was ein Scherz ist und was nicht. Sie haben einen Sinn dafür, der uns Fhoi Myhore fehlt. Der wohl bei uns verkümmert ist in Jahrtausenden der Trauer. Ah, Sela Arrush. So sei es nun. Immerhin habe ich Amira, die mir immer wieder dabei hilft, Scherze zu identifizieren. Und wer weiß... vielleicht kann ich es irgendwann auch allein. Vielleicht kommt mein Sinn dafür zurück. Ich wäre sehr stolz!"

    Sua'Lamith gönnte sich eine kurze Sprechpause, um einen erneuten Schluck Wein zu nehmen und damit ihre Kehle zu befeuchten. Dieser letzte Teil hatte sie in Schwung gebracht und sie brauchte einen kurzen Moment, um sich wieder ein wenig zu sammeln, da es noch etwas gab, worüber sie sprechen wollte. "Aber so sehr ich es auch genossen habe - all diese neuen Lieder, neuen Stimmen und dieses außergewöhnlichste aller Trauerkonzerte und so sehr ich es in meinem Herzen bewahren werde - so hat mich dieser Abend doch auch ein wenig zurück nach Hause gebracht. Zum Ende des Konzertes hin veränderte sich die Atmosphäre deutlich. Es wurde besinnlicher. Trauersängerinnen erhoben ihre Stimmen, die überall um die Zuschauer herum verteilt waren. Sie trugen Fackeln und ich wusste sofort, dass L'Lal'Loria gekommen war, um ebenso ein Teil der Trauer Tron'Jenars zu sein. Es folgte das, was ich als Trauergesang kenne und es folgte von der größten, wichtigsten und begnadetsten Trauersängerin meiner Welt. Der Grauen Wanderin, der Tauerkönigin erste Trauerkünderin selbst. Niemals hätte ich damit gerechnet, dass sie so weit von L'Lal'Loria fortreisen würde, um ihre Stimme erklingen zu lassen. Aber auch sie tut, was die Fomorii und die Trauerkönigin wünschen. Einmal zuvor habe ich sie auf Da'Dana'Han zu Ehren im Bürgerkrieg gefallener Soldaten singen hören und damals wie heute rührte es die Trauer in meinem Inneren zu Tränen. Ich bin dankbar dafür. Denn häufig, egal, wie wohl ich mich fühle unter den Sternenfahrern, spüre ich doch deutlich, dass ich nicht hierher komme. Und manchmal kann die Heimat eine besondere Art der Anziehungskraft ausüben in der Fremde. Die Graue Wanderin hören zu dürfen inmitten der Sternenfahrer war ein Geschenk und hilft mir, Freunden wir Amira die Herrlichkeiten L'Lal'Lorias deutlicher nahe bringen zu können, jetzt, da sie selbst einen Eindruck bekommen konnte. Noch immer wünsche ich mir, sie einmal nach Da'Dana'Han zu bringen... und sie schien mir angetan zu sein von dem, was sie gesehen und gehört hat."

    Sua'Lamith sah einen Moment lang schweigend hinaus in die Sterne. Es hatte viele Gründe für sie gegeben, Da'Dana'Han verlassen zu wollen, als sich die Gelegenheit geboten hatte und sie hatte nie bereut, es getan zu haben. Doch Moment wie dieser ließen auch sie einen Stich der Nostalgie verspüren. "Ich möchte diesen Eintrag nun schließen mit den Worten, dass mir das fremde Trauerkonzert Freude und Tränen bereitet hat und dass ich es als Privileg empfinde, diese Erfahrung gemacht haben zu dürfen. Bunt sind sie, die Sternenfahrer. Vielfältig und interessant. Ich bin sicher, meine Zeit bei ihnen wird spannend bleiben. Gibt es Neues zu berichten, werde ich es das Logbuch wissen lassen. Sela Arrush. Logbuch Ende."

    Colonel Sua'Lamith "Siren'" Valdea'Han

    2nd Teamleader Executive Officer (STEO)

    2nd M.A.C.O. Regiment Navy Seals




    "Once, I've seen a poem, engraved into the walls of the First Hall, entitled Grief. It had three words - but the poet had scratched them out. You cannot read grief. Only feel it. To write down is to forget. To grief and to remember is holy."